Der Podcast-Jahresrückblick der „Presse“.

War da was? Warum ein Imam und ein Rabbiner trotz Krieg im Nahen Osten sagen: „Wir glauben an bessere Zeiten“ 

Rabbiner Schlomo Hofmeister (li.) und Imam Ramazan Demir (re.) zu Besuch in der „Presse“ vor der Podcastaufnahme.
Rabbiner Schlomo Hofmeister (li.) und Imam Ramazan Demir (re.) zu Besuch in der „Presse“ vor der Podcastaufnahme. Clemens Fabry
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In Folge 3 unseres Jahresrückblicks geht es um den neuen Krieg im Nahen Osten und welche Auswirkungen er auf Muslime und Juden in Österreich hat. Der Imam Ramazan Demir und der Rabbiner Schlomo Hofmeister touren seit zehn Jahren durch Schulen und halten Vorträge, um den Dialog ihrer Religionen zu stärken. Wie hat der Terroranschlag vom 7. Oktober auf Israel und der Kriegsausbruch im Nahen Osten ihre Arbeit verändert?

Sie sind Freunde und das schon seit mehr als zehn Jahren. Der Rabbiner Schlomo Hofmeister und der Imam Ramazan Demir leben beide in Wien. Sie gehen regelmäßig gemeinsam an Schulen, reisen nach Israel oder in die Türkei und erzählen davon, dass Muslime und Juden Freunde sein können und wo die Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer Religionen liegen.

Der 7. Oktober 2023 und der brutale Anschlag der Hamas gegen Israel, bei dem mehr als 1400 Menschen getötet wurden und zu einem blutigen neuen Nahostkrieg geführt hat, ist für ihre Dialogarbeit eine Herausforderung. Aber ihre Arbeit geht weiter. Ramazan Demir sagt in dieser Podcast-Folge, bei der wir die Auswirkungen des Nahostkonflikts auf ihren Alltag besprechen: „Der Dialog in diesen herausfordernden Zeiten ist wichtiger denn je. Es wäre fatal zu sagen, okay, jetzt hören wir auf damit.“ 

„Wir sind alle gegen das Töten unschuldiger Menschen“

Beide plädieren dafür, die Lage im Nahen Osten nicht zu stark nach Österreich hereinzuholen. Es gibt Verunsicherung und Angst auf beiden Seiten, natürlich und es gibt traumatisierte Schülerinnen und Schüler, die den Anschlag und den Krieg im Gazastreifen in den Sozialen Netzwerken verfolgen. Dennoch ist die Dialogbereitschaft zwischen Juden und Muslimen in Österreich außerordentlich hoch, finden die zwei. Schlomo Hofmeister erinnert daran, dass es in Österreich 800.000 bis 900.000 Muslime gibt. „Und wie viele von ihnen gehen auf die Straße? Ein Promille, zwei Promille, mehr sind es nicht. Ich kann nicht eine ganze Community in Sippenhaft nehmen dafür, dass einige die falschen Slogans auf der Straße rufen.“ Der Imam Ramazan Demir sagt: „Antisemitismus hat keinen Platz in meiner Religion.“ Umgekehrt möchte er aber auch nicht, dass seine muslimischen Freunde Angst vor Juden haben.

Die vergangenen Wochen waren hart, das merkt man den beiden zwischen den Zeilen an, aber sie bleiben dennoch zuversichtlich. „Letzten Endes wollen wir alle das gleiche. Wir sind alle gegen das Töten von unschuldigen Menschen, wir sind gegen Ungerechtigkeit und gegen Rassismus“, sagt Schlomo Hofmeister und ergänzt: „Ich glaube an die friedvolle Koexistenz von Juden und Muslimen in Europa. Ich bin überzeugt, dass es wieder bessere Zeiten geben wird.“ Und sein Freund, der Imam nickt mit dem Kopf und stimmt ihm lächelnd zu.

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Schlomo Hofmeister, Gemeinderabbiner in Wien, und Ramazan Demir, Imam der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreichs reisten gemeinsam auch nach Istanbul.
Schlomo Hofmeister, Gemeinderabbiner in Wien, und Ramazan Demir, Imam der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreichs reisten gemeinsam auch nach Istanbul.(c) Florian Rainer

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