Hashtags wie #thatgirl führen einem die Perfektion vor Augen.
Serie: Gefühlssache

Beim Neujahrsvorsatz bloß keine Fehler machen?

Wer noch auf der Suche nach einem Neujahrsvorsatz ist, sollte Social Media meiden: Zwischen all der Perfektion ist für Fehler kein Platz. Dabei braucht echte Weiterentwicklung das Scheitern.

Auf Social Media wird mit Selbstoptimierung das ganze Jahr über Kapital geschlagen, rund um den Jahreswechsel herrscht hier aber Hochsaison. Nirgends sonst ließe sich besser nach Neujahrsvorsätzen Ausschau halten als auf diesem Jahrmarkt der kleinen und größeren Eitelkeiten: Kein Lebensbereich, den man nicht mit einer „Routine“ verbessern könnte, vom Sport über den Haushalt bis hin zur Hautpflege; keine Influencerin, die nicht mit dieser oder jener „Methode“ endlich Erfolg beim Geldinvestieren, Kindererziehen oder Haareföhnen verspricht. Wer bisher nicht wusste, wie den Kühlschrank perfekt organisieren, die Zeit zwischen Aufstehen und Arbeitsbeginn optimal nutzen oder welche gemeinsamen Hobbys eine glückliche Beziehung garantieren, der wird hier auf alle Fälle fündig.

Besonders kurios mutet die Inspiration für das rundum perfekte Leben da an, wo sich Kurzvideos und Postings nicht nur einem Nischeninteresse widmen, sondern auch nach einem besonders konkreten Motto wie „How to get your your dream life“ oder einfach nur „Glow up Plan 2024“ allgemeine Ratschläge zur Lebensführung insgesamt erteilt werden. Diese reichen zwar von täglicher Dankbarkeit, über die bitte Tagebuch geführt werden soll, über Pilates zweimal pro Woche, einen täglichen Ingwershot und einen gut sortierten Kleiderschrank bis hin zur Anleitung, wie sich mittels eines sogenannten Visionboards und täglicher Mantras sämtliche Wünsche zur Realität herbeimanifestieren lassen. Sie alle passen aber trotzdem in ein Reel – ein Kurzvideo – von maximal 30 Sekunden Länge.

Auf Instagram hat #thatgirl immer Saison

Rechtzeitig zum Jahreswechsel erfährt auch der seit Ende 2022 populäre Hashtag #thatgirl eine kleine Rückkehr  – es ist die leistungsbereite, schlanke Endzwanzigerin mit dem pastellfarbenen Yogaoutfit. Denn: Wann, wenn nicht 2024? Insgesamt wird auf Social Media eine Welt vorgelebt, in der für Fehler oder Imperfektionen einfach kein Platz ist. Dabei gehören Fehler nicht nur zum Leben dazu, sie erfüllen auch eine wichtige Funktion.

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