Containerschiffe kreuzen derzeit nicht so unbesorgt durchs Rote Meer.
Zertifikate

Die Gewinner der Deglobalisierung

In den USA setzt man zunehmend auf die Rückverlagerung der Produktion aus den Schwellenländern. Der Nahost-Konflikt könnte den Trend des „Reshoring“ beschleunigen.

Wien. Die globalen Lieferketten werden angesichts des eskalierenden Krieges im Nahen Osten wieder gehörig auf die Probe gestellt. Denn Huthi-Rebellen greifen derzeit Schiffe im Suezkanal an, ein Umstand, auf den zuletzt etwa die USA reagiert haben. So patrouillieren nunmehr Navy-Schiffe in der Region – und haben bereits erste Huthi-Schiffe versenkt. In der EU diskutiert man ebenfalls über einen militärischen Einsatz.

Auch betroffene Firmen ziehen Konsequenzen. Der britische Ölriese BP schifft beispielsweise kein Öl mehr durch das Rote Meer, wie der Konzern Mitte Dezember verkündete. Die Folgen solch einer Entscheidung waren auch an den Märkten sichtbar: In einer ersten Reaktion legten die Ölpreise zu. Auch Reedereien wie die deutsche Hapag-Lloyd und die dänische Maersk meiden vorerst die wichtige Verbindungsroute nach Europa und schiffen ihre Waren stattdessen rund um den afrikanischen Kontinent. Die Folgen auf die Lieferketten sind deutlich: Damit verlängert sich die Transportzeit um rund zwei Woche, wie es seitens der Reedereien heißt.

Zu allem Überfluss reihen sich die Entwicklungen beinahe nahtlos an bisherige Lieferengpässe, die man in den vergangenen Jahren gesehen hat. Denn bereits die zahlreichen Lockdowns während der Coronapandemie hatten zu Unterbrechungen geführt. Die Elektronikindustrie in den Industrieländern beklagte deshalb etwa einen Mangel an Halbleitern aus Asien. Auch die Arzneimittelhersteller bekamen die Folgen zu spüren. Eine Vielzahl der Wirkstoffe wird aus Kostengründen in Asien hergestellt und konnte nur bis zu einem gewissen Grad ausgeliefert werden.

Produktion nahe der Heimat

Um künftig einem möglichen Mangel vorzubeugen, haben zahlreiche Unternehmen aus den Industrienationen inzwischen begonnen, einen Teil ihrer Produktion wieder näher an das jeweilige Heimatland zu verlagern. Die Rede ist vom „Reshoring“, anhand dessen die Versorgungssicherheit erhöht werden soll. Obendrein dürfte das Reshoring positive Effekte auf die Umwelt haben, da sich Transportwege verkürzen.

Handfeste Beispiele vom Reshoring gibt es zahlreiche, zu denen etwa der „Chips and Science Act“ zählt, der im Jahr 2022 in den USA verabschiedet wurde und gut 280 Milliarden Dollar (rund 257 Milliarden Euro) umfasst. Damit biete die Regierung, gemeinsam mit dem „Inflation Reduction Act“, wichtige Anreize zur Förderung der heimischen Produktion, betont Bob Kaynor, Head of US Small & Midcap Equities beim britischen Vermögensverwalter Schroders. Mit dem „Inflation Reduction Act“ soll insbesondere die grüne Wende in den USA forciert werden, indem etwa die Produktion erneuerbarer Energien und Batterien für die E-Mobilität angekurbelt wird. „Das bereits 2021 eingeführte Infrastrukturförderungsgesetz sorgt für zusätzlichen Rückenwind“, fügt Kaynor hinzu.

Auf Zertifikate setzen

Allein in den USA könnte es deshalb eine Vielzahl an Unternehmen geben, die von der Rückverlagerung der Produktion profitieren dürften. Auf solche potenziellen „Profiteure“ setzt etwa das US-Reshoring-Indexzertifikat der Société Générale, das aktuell 28 Titel umfasst. Die Branchenvielfalt ist breit gefächert und reicht von Industrie und Logistik bis hin zu Personaldienstleistung und Energie. Investiert wird beispielsweise in Sempra Energy. Der Konzern ist sowohl in Nord- als auch in Südamerika tätig und forciert den Ausbau erneuerbarer Energien kräftig. Dem US-Personaldienstleister Robert Half könnte wiederum der wachsende Bedarf an Arbeitskräften im Inland zugutekommen. Das US-Transportunternehmen Old Dominion Freight Line wiederum bietet vor allem Logistikdienstleistungen in den USA an.

Anleger, die sich das Risiko zutrauen, können mit einem Turbo-Longzertifikat auf Sempra Energy gehebelt auf die weitere Kursentwicklung dieser Aktie setzen. Ein solches Zertifikat bietet etwa Morgan Stanley an (DE000MB6JTP8). Der aktuelle Hebel liegt bei 2,72 (per 3. Jänner). Um diesen verändert sich der Kurs des Zertifikats im Verhältnis zu jenem des Basiswerts. Berührt oder unterschreitet der Basiswert jedoch die Marke von 51,71 Dollar, verfällt das Produkt.

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