Interview

Mahrer: „Hohe Inflation liegt an der Weigerung der Grünen, in die Energiepreise einzugreifen“

„Es gibt niemanden, dem man den Job wegnehmen kann“, so Mahrer zur Diskussion über Anreize für längeres Arbeiten.
„Es gibt niemanden, dem man den Job wegnehmen kann“, so Mahrer zur Diskussion über Anreize für längeres Arbeiten.Clemens Fabry
  • Drucken
  • Kommentieren

Die hohe Inflation sei eine Folge des Wunschs der Grünen nach hohen Energiepreisen, sagt Wirtschaftskammer-Chef Harald Mahrer. Denn diese hätten sich so einen „Turbo für die Energiewende“ versprochen. Die Koalition sei kein Fehler gewesen, aber er hätte mehr Pragmatismus und weniger Ideologie erwartet.

Die Presse: Die Ökonomen von Wifo und IHS prognostizieren für heuer einen leichten Aufschwung. Gleichzeitig warnen beide Institute davor, dass die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs immer stärker erodiert. Welches Gefühl überwiegt bei Ihnen? Hoffnung oder Sorge?

Harald Mahrer: Ich glaube, dass 2024 ein sehr durchwachsenes Jahr wird. Und mich erfüllt natürlich der Verlust an Wettbewerbsfähigkeit mit großer Sorge. Denn wir sind ein Land, das nicht nur vom Inlandskonsum leben kann. Wir brauchen auch eine nachhaltige und kontinuierliche Investitionstätigkeit und den damit verbundenen Exporterfolg, der knapp 60 Prozent unserer Wirtschaftsleistung ausmacht. Es geht also nicht, nur auf die Inlandskaufkraft zu schielen oder sich im Rahmen einer Festung Österreich abzuschotten. Österreich kann nur mit einer Anknüpfung an die internationalen Märkte gut leben.

Das Wifo hat dazu ganz konkrete Zahlen. Demnach werden von 2019 bis 2025 die Löhne hierzulande um zehn Prozentpunkte stärker gestiegen sein als in der Eurozone. Was wird das für Folgen nach sich ziehen?

Einerseits bringt das uns natürlich kurzfristig eine Stabilität aufseiten der Kaufkraft. Längerfristig ist der Preis, den wir dafür zahlen müssen, aber der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit. Ganz konkret werden unsere Betriebe sich schwerer tun, neue Aufträge an Land zu ziehen. Und auch bestehende Geschäftsbeziehungen werden unter Druck kommen. Das hat schon begonnen. So heißt es von den Kunden heimischer Unternehmen aus Deutschland oft: „Wir schätzen ­eure Qualität, aber ihr seid inzwischen einfach zu teuer.“

Das hat man alles auch bereits vor der Herbstlohnrunde gewusst. Dennoch wurde eigentlich immer zumindest auf oder knapp unter der rollierenden Inflation von beinahe zehn Prozent abgeschlossen. Waren die Arbeitgeber in den Lohnverhandlungen zu zahm?

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.