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Gerontokratie

Greise Männer an der Macht

Die Herrschaft von alten Männern hat einen schlechten Ruf. Man denkt an die katholische Kirche, die UdSSR, China und die USA heute. Ein historischer Überblick. 

Lange Zeit galten die katholische Kirche und die kommunistischen Parteien Chinas und der Sowjetunion als Musterbeispiele für die Herrschaft von Greisen. Die Zeiten sind vorbei, nun reden alle über das hohe Alter des amerikanischen Präsidenten bei den nächsten Wahlen, das seines Herausforderers und einer ganzen Riege von Kongressmitgliedern. Es ist also scheinheilig, dem 1942 geborenen Joseph Robinette Biden jr. sein Methusalem-Alter vorzuwerfen. Eine große Zahl von Politikerinnen und Politikern in den USA zeigt wenig Interesse, sich in das geriatrische Paradies Florida zurückzuziehen und sich dort auf dem Golfplatz zu vergnügen. Seit 1789 war das Durchschnittsalter im amerikanischen Senat nicht so hoch wie heute (65,3 Jahre), auch im Repräsentantenhaus ist es 19 Jahre über dem der amerikanischen Bevölkerung.

Schon vor Jahrzehnten, 1964, sang Bob Dylan in seinem Song „The Times They Are A-Changin‘“: „Senators, congressmen/Please heed the call/Don’t stand in the doorway/ Don’t block up the hall.“ Davon ist heute nichts zu merken. Das Alter scheint den Appetit auf die Macht sogar zu erhöhen. Donald Trump war bei seiner ersten Wahl mit 70 der älteste jemals gewählte Präsident, ihm folgte Joe Biden mit 77. „Das Muster, das die Amerikaner zwingt, zwischen Männern zu wählen, die während oder kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden, wurde mit der Wahl von Barack Obama scheinbar durchbrochen. Aber es ist mit voller Wucht zurückgekehrt. Die Fackel wurde an eine neue Generation weitergegeben, aber die alte hat sie wieder an sich gerissen“, schreibt der Kolumnist Fintan O’Toole in der neuesten Ausgabe der „New York Review of Books“.

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