Tierpsychologie

Ratten praktizieren „wie du mir, so ich dir“

Eine braune wilde Ratte.
Eine braune wilde Ratte. IMAGO/Zoonar.com/CLAUDIA EVANS
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Selbstlos, uneigennützig und hilfsbereit - so agieren Ratten oft miteinander. Weibchen sind dabei noch kooperativer als Männchen.

Wanderratten (Rattus norvegicus) handeln oft uneigennützig, berichtet der österreichische Verhaltensforscher Michael Taborsky. „Sie helfen einander regelmäßig, Futter zu beschaffen, an das sie selber nicht herankommen“, erklärt er. Dieses selbstlose Verhalten nach dem Motto „wie du mir, so ich dir“ zeigen sie allen Artgenossen gegenüber, und nicht nur bei engen Verwandten. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Fachjournal „Ethology“ veröffentlicht.

Michael Taborsky, der bis vor kurzem am Wissenschaftskolleg in Berlin arbeitete, wertete mit Sacha Engelhardt (Universität Göttingen, Deutschland) 107 Experimente aus 24 Studien neu aus, in denen das kooperative Verhalten der Tiere getestet worden war. „Diese Analyse zeigt sehr deutlich, dass sich Wanderratten konsistent nach dem Prinzip des reziproken Altruismus verhalten“, so Taborsky. Das heißt, dass sie eine gute Tat mit einer guten Tat selbstlos vergelten.

Weibchen besonders hilfsbereit

Weibliche Tiere fassen dies sogar noch breiter auf und helfen allen, wenn ihnen irgendeine Freundin geholfen hat. Solche „generalisierte Gegenseitigkeit“ war bei den Männchen nicht zu beobachten. „Das könnte an geschlechtsspezifischen Unterschieden im Sozialsystem liegen“, erklärte der Verhaltensexperte: „Wanderratten-Weibchen haben untereinander sehr viel mehr Kontakte als Männchen.“ Bei Männchen gäbe es zudem wenig „friedliche“ Aufeinandertreffen, sondern sie handeln eher Rivalitäten um den Zugang zu Weibchen aus.

Die Ergebnisse zeigen, dass gegenseitige, uneigennützige Hilfe (reziproker Altruismus) bei nicht miteinander verwandten Tieren in einer Vielzahl von Studien beobachtet wurde, so die Forscher. Sie ist demnach ein nachgewiesener Mechanismus, wie in der Evolution Altruismus unabhängig von der „Verwandtenselektion“ entstehen konnte, wo Hilfe an überdurchschnittlich enge Verwandtschaft zwischen den Beteiligten gekoppelt ist. Dies bestätige die Theorie zur Evolution des reziproken Altruismus, die vor über 50 Jahren vom Evolutionsbiologen Robert Trivers aufgestellt wurde.

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