Große Trauer

Fußball-Legende Franz Beckenbauer ist tot

„Kaiser“ Franz Beckenbauer war der Lichtgestalt des deutschen Fußballs.
„Kaiser“ Franz Beckenbauer war der Lichtgestalt des deutschen Fußballs.SASCHA SCHUERMANN / AFP
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Franz Beckenbauer ist tot. Die größte deutsche Fußball-Legende starb am Sonntag im Alter von 78 Jahren, wie seine Familie mitteilte.

Auch weltweit gehörte Beckenbauer zu den Allergrößten im Fußball, er wurde Weltmeister als Spieler und Trainer, holte die WM 2006 nach Deutschland. Er war die viel gerühmte Lichtgestalt. „In tiefer Trauer teilen wir mit, dass mein Mann und unser Vater Franz Beckenbauer am gestrigen Sonntag im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen ist“, teilte die Familie mit. „Wir bitten, in Stille trauern zu können und von allen Fragen abzusehen.“

Der Tod seines Sohnes Stephan († 46) 2015 und Gerüchte um die WM 2006 hatten Beckenbauer in den vergangenen Jahren schwer zugesetzt. Ebenso wie gesundheitliche Probleme aufgrund eines Augeninfarkts, einer Herz-Operationen oder Parkinson mit einhergehender Demenz.

Franz Beckenbauer führte Deutschland 1974 zum WM-Titel.
Franz Beckenbauer führte Deutschland 1974 zum WM-Titel.APA / dpa / Hartmut Reeh

Beckenbauer definierte die Rolle des Liberos neu

Beckenbauer kam 1959 als Junioren-Spieler zum FC Bayern und stieg schnell zum Leistungsträger bei den Münchnern auf. Der Bub aus dem Stadtteil Giesing holte unter anderem vier nationale Meistertitel, wurde dreimal Sieger im Europapokal der Landesmeister und Weltpokalsieger.

Mit seiner Eleganz und Leichtigkeit auf dem Spielfeld definierte er die Rolle des Liberos neu und krönte seine Karriere mit dem Gewinn der Heim-Weltmeisterschaft 1974. Zwei Jahre zuvor führte er bereits die deutsche EM-Siegermannschaft an.

Im WM-Finale 1974 gegen die Niederlande bewies der „Kaiser“ seine Klasse.
Im WM-Finale 1974 gegen die Niederlande bewies der „Kaiser“ seine Klasse.APA / dpa / Dpa

Nach einigen Jahren in den USA bei Cosmos New York, wo er mit Pelé in einem legendären Team spielte, kehrte Beckenbauer nach Deutschland zurück und gewann mit dem Hamburger SV 1982 noch einen Meistertitel. Nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 1984 wurde er beim DFB auch ohne Trainerschein Teamchef und führte die Nationalmannschaft gleich ins WM-Finale 1986 gegen Argentinien (2:3). Vier Jahre später gelang mit dem WM-Triumph von Rom die Revanche gegen Diego Maradona & Co.

Beckenbauer trat zurück – nicht ohne seinem Nachfolger Berti Vogts mit der Vorgabe der Unbesiegbarkeit eine schwere Hypothek mit auf den Weg zu geben. Als Trainer kehrte Beckenbauer noch zum FC Bayern zurück, als seine Münchner Mitte der 1990er-Jahre kriselten.

Auch als Trainer wurde Beckenbauer Weltmeister: 1990 holte er die Goldmedaille aus Italien heim.
Auch als Trainer wurde Beckenbauer Weltmeister: 1990 holte er die Goldmedaille aus Italien heim.GEPA pictures / Witters

WM 2006 als Hoch- und Tiefpunkt

Sein Charisma und seinen polyglotten Glanz nutzte der DFB bei der WM-Bewerbung für 2006. Das Sommermärchen wurde Beckenbauers Glanzstück als Funktionär - und zugleich für ihn persönlich schwierig. Es gab Vorwürfe, als dubiose Zahlungen publik wurden. Ehemalige deutsche Spitzenpolitiker nahmen Beckenbauer im Skandal um die WM 2006 in Schutz.

Beckenbauer, hier mit dem damaligen Fifa-Boss Sepp Blatter (l.), gilt als hauptverantwortlich für den Erhalt der Heim-WM 2006.
Beckenbauer, hier mit dem damaligen Fifa-Boss Sepp Blatter (l.), gilt als hauptverantwortlich für den Erhalt der Heim-WM 2006.APA / dpa / Peter Kneffel

Bei Beckenbauers imposantem Lebenswerk sorgen die Anschuldigungen um die WM-Vergabe mit dubiosen Millionenzahlungen für einen späten Beigeschmack. Im Sommer 2019 trennte die Schweizer Bundesanwaltschaft das Verfahren wegen des Verdachts des Betrugs gegen ihn von dem der Mitbeschuldigten ab. Letztlich verjährte es wie auch das gegen drei enge Wegbegleiter aus der Sommermärchen-Zeit. (Red./APA)

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