Erneuerbare Energie

Windkraft-Ausbau bricht in Österreich massiv ein

Der Bau neuer Windräder dürfte 2024 deutlich einbrechen.
Der Bau neuer Windräder dürfte 2024 deutlich einbrechen.picturedesk / Paul Langrock
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Bis 2030 müssten jede Woche drei Windräder gebaut werden, um die Klimaziele zu erreichen. Doch Österreich ist vom Weg abgekommen. 2024 entstehen nur 13 neue Anlagen.

Das neue Jahr hätte für die heimische Windkraft kaum besser starten können. Am 7. Jänner produzierten Windräder in Österreich 75 Gigawattstunden (GWh) Strom und damit so viel wie nie zuvor. Damit wurden an diesem Tag mehr als 50 Prozent des gesamten Strombedarfs mit Windkraft gedeckt. Gleich am nächsten Tag wurde der Rekord mit 77,3 GWh noch einmal gebrochen – der Anteil am Stromverbrauch war so hoch wie in keinem anderen Land in Europa.

Gerade in der kalten Jahreszeit – wenn Wasser und Sonne weniger erneuerbaren Strom produzieren – zeigt sich, wie wichtig die Windkraft für die Energiewende ist. Doch der Ausbau stockt.

Ausbau stockt

2023 wurden 70 Windräder mit einer Leistung von 331 Megawatt (MW) errichtet. Der Netto-Zuwachs (abzüglich abgebauter Anlagen) lag im Vorjahr bei 60 Anlagen mit einer Leistung von 312 MW. „Obwohl die Windenergie 2023 deutlich stärker ausgebaut wurde als die Jahre zuvor, lagen wir 2023 noch immer um zwei Drittel unter dem nötigen Ausbauniveau“, sagte Stefan Moidl, Chef der IG Windkraft bei einer Pressekonferenz am Dienstag.

Die fehlende Windkraftförderung zwischen 2020 und 2022 wirke sich nun auf den stockenden Ausbau aus. „Nachdem wir wertvolle Jahre verloren haben, braucht es nun einen jährlichen Zubau von 1000 MW oder rund 150 Anlagen. Die derzeitigen Rahmenbedingungen sind dafür gänzlich ungeeignet“, so Moidl.

2024 netto nur 13 neue Anlagen

Nachdem der Windkraftausbau im Vorjahr etwas Fahrt aufgenommen hat, folgt beim Ausbau 2024 schon wieder ein Dämpfer. Mit 24 Windrädern mit einer Leistung von 124 MW wird der Windkraftzubau 2024 nur auf dem Niveau von 2011 landen. Netto wird dieser sogar nur bei 13 Anlagen mit 104 MW liegen, da auch alte Anlagen erneuert werden. Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist dies ein Ausbaueinbruch von rund zwei Dritteln.

„Die enormen gesetzlichen Spielräume, die die EU in den vergangenen Monaten geschaffen hat, wurden bis jetzt von der österreichischen Politik kaum genutzt“, heißt es von den Interessensvertretern. Mit der Verlängerung der EU-Notfallverordnung und der Erneuerbaren Richtlinie (RED III) attestiert die Union dem Erneuerbaren-Ausbau ein überragendes öffentliches Interesse, wodurch künftig Genehmigungsverfahren verkürzt und der Ausbau beschleunigt werden sollen.

Verdoppelung des Windstroms bis 2030 nötig

Um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, muss der Ausbau der Windkraft deutlich angekurbelt werden. Sollen die Vorgaben des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes erreicht werden, braucht es bis 2030 fast eine Verdoppelung (plus acht TWh) der Windstromproduktion. Laut Nationalem Energie- und Klimaplan müssten in den kommenden sechs Jahren gar zehn TWh dazukommen.

Während andere Länder wie etwa Deutschland den durch RED III neu gewonnenen Spielraum bereits nutzen, stehe man in Österreich auf der Bremse. Das Geld und der Wille der Betreiber, neue Anlagen zu bauen, ist da. Was fehlt, sind die nötigen politischen Rahmenbedingungen.

Um den Ausbau anzukurbeln, fordert die IG Wind von den zuständigen Bundesländern, umgehend neue Windflächen auszuweisen. Zudem müssten die Genehmigungsabläufe deutlich beschleunigt und mehr Personal in den Genehmigungsbehörden eingestellt werden. Auch die Höchstpreise müssten mit der Markt-Prämien-Verordnung festgesetzt werden, ansonsten würden neue Projekte zurückgehalten.

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