Privatkindergarten

Fördergeldmissbrauch? Wiener Kindergarten vor dem Aus

Der Kindergarten in Währing: Die Zukunft der Betreuung von rund zwei Dutzend Kindern in Wien ist unsicher.
Der Kindergarten in Währing: Die Zukunft der Betreuung von rund zwei Dutzend Kindern in Wien ist unsicher. Clemens Fabry
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Ein Privatkindergarten in Wien Währing steht vor dem Aus, der Betreiberin wird der missbräuchliche Gebrauch von Fördergeldern vorgeworfen.

Für die Eltern von rund zwei Dutzend Kindern im Alter von drei bis fünf Jahren hat das neue Kindergartenjahr mit einem Schock begonnen: Anfang dieser Woche wurden sie informiert, dass ihr Kindergarten vor dem Aus steht: Der kleine, private Kindergarten mit nur einer Gruppe in Wien Währing müsse mit Ende Jänner schließen, habe man sie informiert.

Die Betreiberin habe mitgeteilt, dass die MA 10 die Förderungen streiche, weil „etwas mit der Buchhaltung nicht gestimmt“ habe, das sie, die Betreiberin, aber korrigiert habe. Trotzdem müsse sie, weil der Betrieb ohne Förderungen nicht möglich ist, mit Ende Jänner schließen – die Kindergartenkinder und ihre Familien stünden also ohne Betreuung da.

Was ist passiert? Warum muss der Kindergarten schließen? Hier widersprechen sich die Darstellungen. Im Büro des Wiener Bildungsstadtrates Christoph Wiederkehr (Neos) bestätigt man den Fall. Eine interne Prüfung habe ergeben, dass der betroffene Kindergartenträger Fördergeld zweckwidrig verwendet hat. Daher wurde die Auflösung der Fördervereinbarung vonseiten der MA10-Stadt Wien Kindergärten veranlasst.

Die Kündigung der Fördervereinbarung trete aber nicht wie kolportiert mit Ende Jänner, sondern mit 29. Februar 2024 in Kraft. Diese verlängerte Kündigungsfrist habe man im Sinne der Kinder und der Familien getroffen. Die Stadt werde die Familien nun bei der Suche nach Alternativplätzen unterstützen.

Die bisherige Geschäftsführerin des Kindergartens stellt die Sachlage im Gespräch mit der „Presse“ so dar: Sie sei vorigen Sommer informiert worden, dass es Probleme gebe. Sie sei informiert worden, dass sie Ausgaben, die nicht direkt den Kindern zugute kommen, aus der Buchhaltung nehmen müsse. Bei dem Vorwurf der missbräuchlichen Verwendung von Fördergeld gehe es um Geldmittel, die sie verwendet habe, um Benefits für das Team zu finanzieren: Kaffee, Parkscheine, Massagen oder ein jährliches gemeinsames Team-Wochenende, so die Betreiberin. Sie steht nun vor einer Strafe und Rückzahlung von Fördergeldern. Um welche Summe es sich handelt, will sie nicht sagen. Sie sei jedenfalls Anfang Dezember „ohne Vorwarnung“ informiert worden, dass die Fördergelder „ab sofort“ gestrichen seien, habe sich dann aber um eine Verlängerung bemüht, um den Kindergarten übergeben zu können. Sie will sich, sagt sie, nun in jedem Fall mit der MA 10 um eine Fortführung mit einem anderen Träger bemühen.

Lösungssuche läuft

Darauf hoffen auch die betroffenen Eltern. Die aber die Geschäftsführerin scharf kritisieren. Man habe sie, obwohl das Förder-Aus seit Dezember bekannt war, bis Jänner nicht informiert, auch von Bereicherung ist die Rede. Lösungsversuche, etwa die Übernahme durch das pädagogische Personal, habe die Geschäftsführerin abgelehnt – was diese wiederum bestreitet.

„Die Kinder weinen, für uns war das ein Schock“, erzählt eine betroffene Mutter. Die Eltern hoffen nun, dass der Kindergarten mit einem anderen Träger fortgeführt werden kann. Auch eine Übernahme durch das bisherige Personal oder durch die Eltern ist nach wie vor eine Möglichkeit, an der man derzeit arbeite. „Der Kindergarten ist ein Traum, das Team ist ein Traum, die Kinder lieben die Pädagoginnen, die Eltern tun alles dafür, dass der Kindergarten erhalten wird“, erzählt die Mutter. Mit der Geschäftsführerin hätten bis zuletzt weder Eltern noch Kinder zu tun gehabt, an sie habe man lediglich die Elternbeiträge – mit laut Website monatlich 336 Euro ist der vergleichsweise hoch – überwiesen. Auch im Büro Wiederkehr betont man die Möglichkeit, den Standort mit einem neuen Träger fortzuführen. Die Gespräche dazu laufen.

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