Sarah Kuratle, geboren 1989, aufgewachsen in der Schweiz und Österreich, lebt in Dornbirn. Sie erhielt u. a. den manuskripte-Förderpreis und den Rotahorn-Literaturpreis. 2021 erschien ihr Romandebüt „Greta und Jannis“ (Otto Müller). Ihre Gedichte erschienen in den manuskripten und im wespennest.
Gedreht um die Zeiten
Vom Moos ists warm unterm Kies
unterm Schnee : unter uns. Ein
Bruch in Erdschicht zählte eisern
die Flocken : die Knochen wie hart
sie brachen am Grund. Die Reifen
laufen weiter : verdrehten die Köpfe
und wir gelegen : nähen die Narben
ein Stich zwei zur Flechte. Glaub
mir wirds wachsen Haar : wie Gras
so weich als moosig zur Kruste. Wir
unter einer Haut : zuzweit. Vernaht
aus Beinen die Splitter die Sporen
zerflossen weiß. Vom züngelnd Kies
Vlies errötet. An Augen
Licht ists uns sehr wenig an der Lider
Flackern. Am Himmel ein Paar im Ab
Sinken : die Federn versengt. Hände
uns flatterten : Enden lose die Lippen
uns schwärmten die Worte : so laut
als leise wie still die Nächte zogen
Falter über Sterne : ein Dach. Da
zügelten die Finger : unsre Zungen
als hings Geblüht stets am Ast fest
am Strauch : aus dem Grund. Er
bleichte Münder tote Stille. Schal
unsre Iris so es um uns : so Schauer
Lichter alle dunkel. Bereifte Lider
wider Augen. Zu gräulich
vom Paar am Kies erzählt ihr : Totes
war als es lebte : sich Liebe bekannte
hinter Lippen so lose wie die Finger
als Fische im Meer. Ohne Knochen
ists leicht : doch uns schwer genug
für unter Wasser : unter uns zu sein
ewig. Ihr erzählt was war. Von Blut
an Reifen eisig Flocken widers Vlies.
Ihr seht nicht : uns verwachsen fort
an wie so tief gewundne Algen. Wir
eine Schnecke : so innig gedreht um
die Zeiten einander