Nahost-Konflikt

100 Tage Geiselhaft im Gaza-Krieg: „Bring them home“-Aktion in Wien

Eine Lichtinstallation der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) an der Fassade der Staatsoper um an die Hamas-Geiseln zu erinnern.
Eine Lichtinstallation der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) an der Fassade der Staatsoper um an die Hamas-Geiseln zu erinnern.APA / APA / Max Slovencik
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Die Israelitische Kultusgemeinde hat vor der Wiener Staatsoper eine Solidaritätsaktion veranstaltet: Für die über 100 Geiseln, die sich seit 100 Tage in Gewalt der Hamas befinden. Etliche Prominente sprachen sich für die Befreiung der Geiseln aus. Auch das Parlament wurde beleuchtet.

Plakate mit den Fotos von 115 israelischen Geiseln, die sich seit genau 100 Tagen in Geiselhaft der Hamas befinden, vom vierjährigen Buben bis zu Pensionisten, wurden Sonntagnachmittag von ebenso vielen Aktivisten der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) vor der Wiener Staatsoper zur Schau gestellt.

An der Solidaritätsaktion nahmen auch viele Prominente, wie Burgschauspieler Cornelius Obonya, Schauspielerin Katharina Stemberger, der Autor Doron Rabinovici oder der frühere IKG-Präsident Ariel Muzicant teil. An der Staatsoper wurde eine Lichtinstallation mit der Parole „Bring them home“ angebracht.

„Nicht hinnehmbar“

„Die Geiseln, unter ihnen viele Frauen, Kinder und ältere Menschen, wurden am 7. Oktober von einer Terrororganisation verschleppt. Sie müssen möglichst schnell befreit werden“, sagte Obonya. „Ich habe eine 22-jährige Tochter, die gerne auf Musikfestivals geht. Allein die Vorstellung, dass sie von Terroristen entführt und gequält werden könnte, ist schrecklich“, so Stemberger. „Daher demonstriere ich heute hier für die Freilassung aller von der Hamas verschleppten Geiseln.“

„Es ist nicht hinnehmbar, dass Frauen und Kinder für den Jihadismus in Geiselhaft gehalten werden“, so Rabinovici, der im vergangenen Dezember auch in Israel für die Freilassung der insgesamt noch 136 festgehaltenen Geisel im Gazastreifen demonstriert hat. „Israels Zivilgesellschaft hat sich bis zum 6. Oktober für den Erhalt der Demokratie in Israel eingesetzt, jetzt tut sie dies auch für die von der Hamas verschleppten Geiseln.“

„Die inhumanste Terrororganisation der Welt“

Israels Botschafter in Österreich, David Roet, erklärte, dass die IKG-Initiative „das Bewusstsein für die schlimme Lage der Geiseln“ verstärken solle. „Diese Menschen werden von der Hamas, der inhumansten Terrororganisation, die die Welt jemals gesehen hat, unter schrecklichen Bedingungen gefangen gehalten. Sie werden gefoltert, sexuell missbraucht, geschlagen und ausgehungert. Wir müssen sie endlich nach Hause bringen.“ Vorwürfe, Israels Regierung würde die Geiselbefreiung nicht als erste Priorität sehen, wies Roet zurück. „Premierminister Netanyahu hat sich erst gestern zur Geiselbefreiung bekannt. Wir können nicht zulassen, dass die Hamas mit ihrer auf Genozid basierenden Ideologie weiter im Gaza-Streifen regiert.“ Israels Regierung sei auch zu einem neuerlichen Waffenstillstand zur Befreiung der Geiseln bereit.

Der ehemalige IKG-Präsident Ariel Muzicant forderte mehr Solidarität mit den Geiseln. „Wenn jetzt humanitäre Maßnahmen für die Bevölkerung von Gaza gefordert werden, frage ich mich, warum dabei die Geiseln meist unerwähnt bleiben.“ Ein Dutzend israelische Soldaten seien bereits beim Versuch, Geisel zu befreien, getötet worden, so Muzicant, derzeit Interimspräsident des Europäischen Jüdischen Kongresses (EJC).

Der grüne Wiener Gemeinde- und Landtagsabgeordnete Nikolaus Kunrath, der an der Protestaktion teilnahm, kritisierte, „dass Netanyahu die Befreiung der Geiseln nicht als erstrangiges Ziel verfolgt“. „Auch das Töten von Zivilisten im Gazastreifen muss aufhören.“

Beleuchtet war am Sonntagabend dann auch das Parlament: „100 Tage Gefangenschaft“ wurde dort in blauer Schrift auf das Gebäude projiziert, und: „Bringt them home now“. (APA)

Auch auf der Fassade des österreichischen Parlaments wurde an die Geiseln erinnert.
Auch auf der Fassade des österreichischen Parlaments wurde an die Geiseln erinnert.Die Presse

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