Kindstod

Die Triggerwarnung, die ich mir wünsche

„A Quiet Place“ von und mit John Krasinski erschien 2018.
„A Quiet Place“ von und mit John Krasinski erschien 2018. Paramount Pictures
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Was nützen mir Hinweise auf Rauchen oder Lichteffekte, wenn der Tod eines Kindes ohne Vorwarnung daherkommt?

Sein Name ist Beau. Er ist vier Jahre alt, hat braune Haare und blaue Augen und er mag – wie wohl alle kleinen Buben – Fahrzeuge. Sein neuestes Spielzeug hat er in der Hand, ein Nasa-Space-Shuttle, während er brav seiner Familie durch den Wald hinterhertrottet. Er drückt auf einen Knopf des Shuttles, eine Sirene ertönt – und Beau wird von einem Monster in den Tod gerissen.

Mit dieser Szene beginnt der Horrorfilm „A Quiet Place“, in dem Außerirdische herrschen, die mörderisch auf Geräusche reagieren. Regisseur und Drehbuchautor John Krasinski hat sie bewusst als Schockeffekt gesetzt, weil „der Tod eines Kindes eine gute Möglichkeit war, um den Schrecken dieser Realität zu vermitteln“, wie er in „Empire“ sagte.

Mindestens vier Jahre sind vergangen, seit ich den Film gesehen habe, und immer noch verfolgt mich dieser Tod und rührt mich zu Tränen. Zwar verunfallten in Filmen und Serien immer schon auch Kinder, wurden ermordet und verstümmelt, ob einst in „Frankenstein“ (1930) oder in „My Girl“ (1991). Gefühlt werden diese fiktiven Tragödien aber mehr. Vielleicht werde ich nur empfindlicher, vor allem, seit ich selbst Kinder habe. Und ich frage mich: Warum gibt es keine Triggerwarnung für Kindstode? Wenn schon vor Zigaretten, Schimpfwörtern und Lichteffekten gewarnt wird, wieso dann nicht vor diesen Toten, die Urangst auslösen und lang verstören?

Ich würde gerne vorher wissen, ob ein Kind zum Opfer wird, und mich dann entscheiden, ob ich das sehen will. Ob ich „Breaking Bad“ angeschaut hätte, wenn ich gewusst hätte, dass darin ein Kind kaltblütig erschossen wird? Oder „The Host“, in dem einem Vater die Rettung seiner Tochter nicht gelingt? Ja, auch weil in diesen Beispielen die Gewalt mehr ist als ein Schockeffekt, sondern wesentlich für Handlung und Charakterzeichnung. Aber ich wäre ge­wappneter gewesen.

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