Im pakistanischen Jaranwala wurde eine Kirche in Brand gesteckt.
Weltverfolgungsindex

Wo Kirchen brennen und Christen getötet werden

Religion. 14.000 Gotteshäuser, christliche Schulen oder Krankenhäuser wurden laut „Open Doors“ binnen eines Jahres zerstört oder geschlossen – „ein extremer Anstieg“. Und auch sonst geraten Christen zusehends unter Druck.

Wien. Die Geschehnisse in Manipur zum Beispiel: In dem kleinen Bundesstaat im Nordosten Indiens entlud sich im Mai die Gewalt gegen vorwiegend christliche Minderheiten. Binnen 36 Stunden wurden dabei auch rund 250 Kirchen angezündet und teilweise geplündert. Bilder von verkohlten Gebäudeskeletten und ausgebrannten Versammlungsräumen bezeugen den Gewaltrausch.

Die Szenen in Manipur sind nur ein Ausschnitt eines größeren Problems. 14.766 Angriffe auf Kirchen, christliche Schulen und Krankenhäuser zählt das christliche Hilfswerk „Open Doors“ in seinem Weltverfolgungsindex 2024, den es am Mittwoch präsentiert. Der Anstieg sei „extrem“, sagt Monika Chap-Rabenau von Open Doors zur „Presse“. Die Zahl habe sich binnen eines Jahres versiebenfacht.

365 Millionen Betroffene

Insgesamt seien 365 Millionen Christen weltweit wegen ihres Glaubens in hohem Maße Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt, schätzt Open Doors. Den traurigen Spitzenplatz belegt auch heuer die nordkoreanische Familien-Diktatur, in der Menschen selbst für den Besitz der Bibel hingerichtet oder ins Arbeitslager geworfen werden.

Kritiker halten die Zahlen zur globalen Christenverfolgung allerdings für zu hoch gegriffen. Sprecherin Chap-Rabenau erwidert, dass der Begriff der Verfolgung „bewusst relativ weitgefasst“ sei, „weil es nicht nur um physische Gewalt geht“. Zweitens müsste man die Zahlen so verstehen, dass die Christen nicht zwingend selbst verfolgt werden, aber in einem Umfeld leben, in dem Christen verfolgt würden.

Eine Unschärfe bleibt. Das räumen auch alle ein. Manche Konflikte sind vor allem ethisch grundiert und weniger religiös und oft genug ist beides miteinander vermengt. So wie auch in der Region Manipur, wo ein Bürgerkrieg zwischen ethnischen Gruppen droht.

An ein paar Befunden aber lässt sich nicht rütteln, darunter auch, dass Christen in Subsahara-Afrika unter Druck geraten, weil dort vielerorts Islamisten auf dem Vormarsch sind. Auch diesmal mussten im Untersuchungszeitraum (Oktober 22 bis September 23) nirgends mehr Menschen wegen ihres christlichen Glaubens sterben wie in Nigeria (4118 von knapp 5000 Todesopfern). Kleiner Lichtblick: Die Zahl der getöteten Christen dort und global ging leicht zurück. In Indien aber stieg sie sprunghaft an, von weniger als 20 auf 160.

Die mit Abstand meisten Kirchen, geschätzte rund 10.000, wurden laut „Open Doors“ übrigens in China geschlossen. Dort ist der Staat mit seinen alten und neuen autoritären Vorgaben der Treiber. So wurden zum Beispiel Veranstaltungsorte in China genötigt, auch staatlich anerkannte Kirchen auszusperren.

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