Dritte Kollektion

Das Glitzerrodeo von Pharrell Williams für Louis Vuitton

Zum Auftakt der Pariser Männermodeschauen zeigte Louis Vuitton die dritte Kollektion von Pharrell Williams.
Zum Auftakt der Pariser Männermodeschauen zeigte Louis Vuitton die dritte Kollektion von Pharrell Williams.APA / AFP / Alain Jocard
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Mit seiner dritten Männerkollektion für Louis Vuitton spannte Pharrell Williams den Bogen von Paris in den US-Bundesstaat Virginia. Er erzählt eine Geschichte von Rodeos, Cowboys, kooperierte mit Timberland und bat First-People-Performer auf die Bühne.

Mit der Ernennung von Pharrell Williams zum für Männermode zuständigen Kreativdirektor im Hause Louis Vuitton ist es der wohl bekanntesten Luxusmarke der Welt gelungen, sich in eine Kategorie zu hieven, die jenseits alles bisher in der Branche Üblichen und Bekannten angesiedelt ist. Die Ernennung erfolgte vor fast genau einem Jahr; die Vorschusslorbeeren, die Pharrell erntete, heimste er mit einer Show der Superstar-Superlative im Juni auf der Pont-Neuf-Brücke ein. Es folgte ein Defilee in Hongkong, und nun also der zweite Auftritt in Paris.

Es erinnert tatsächlich ein wenig an die Welttournee einer Pop-Ikone mit nur ausgesucht wenigen Gigs, was hier in den letzten Monaten über die Bühne gegangen ist. Angesichts des überwältigenden Staraufgebotes im Publikum könnte sich der Laie das so vorstellen, dass Celebritys bereitwillig zur Modeschau angereist kommen, wenn nur Pharrell sie aus seinem VIP-Umfeld rekrutiert. Ganz so einfach wird es nicht sein, und im Hintergrund werkt mit Sicherheit die eingespielte Maschinerie der Luxusmarke, und doch stellt dieses neue Louis-Vuitton-Modekapitel alles bisher Dagewesene (wahrscheinlich auch hinsichtlich der verfügbaren Budgets bzw. des Designerhonorars) in den Schatten.

Pharrell greift selbst zum Mikro

Es macht zum Beispiel schon einen gewaltigen Unterschied, ob das Publikum darauf wartet, dass nach der Show noch ein Livekonzert stattfindet, bei dem ein beliebiger von der Marke gebuchter Star zwei, drei Lieder zum Besten gibt. Oder ob einfach der Designer selbst zum Mikrofon greifen kann (wie Pharrell das in Paris am Dienstagabend tat, gemeinsam mit First-People-Performern aus der Gruppe Native Voices of Resistance) und damit mühelos den Kurzschluss zweier Sparten der Popkultur schafft.

Pharrell Williams verbeugte sich dreimal, mit den Models, seinem Team und den First-People-Performern, vor dem Publikum.
Pharrell Williams verbeugte sich dreimal, mit den Models, seinem Team und den First-People-Performern, vor dem Publikum. APA / AFP / Alain Jocard

Aus dieser großen, sozusagen systemrelevanten Perspektive, die alle Vorzeichen im Feld der Modeproduktion neu definiert, lässt sich der Blick zugleich in die kleinen Details der Laufstegkollektion lenken, um zu erkennen, dass Pharrell auch diese nicht vernachlässigt. Eine Kooperation mit der für ihre klobigen Lederschuhe, ursprünglich Arbeitsstiefel, bekannten und uramerikanischen Marke Timberland ist für ein Maison wie Louis Vuitton zum Beispiel etwas völlig Außergewöhnliches, fühlt sich unter Pharrells Ägide aber stimmig an.

Pharrell Williams bringt Timberland und Louis Vuitton zusammen.
Pharrell Williams bringt Timberland und Louis Vuitton zusammen. Ludwig BONNET-JAVA/ Louis Vuitton

Von wegen verhalten

Das dominierende Thema eines Schwenks auf die Cowboy- und Rodeokultur, auf den sprichwörtlichen „Wilden Westen“, den man wahrscheinlich nicht mehr so nennen sollte, könnte sich kostümiert anfühlen (und erinnert oberflächlich auch an die „Paris - Texas“-Fantasien, die Karl Lagerfeld in seiner Métiers-d‘art-Kollektion 2014 für Chanel zum Besten gab). Pharrell Williams versucht aber gar nicht erst, sich dem Motto „LVirginia“ (Virginia ist sein Heimatstaat in den USA) irgendwie verhalten oder minimalistisch anzunähern, sondern setzt auf Glitzer, Grafiken, Logovarianten, die Bühnenkostümcharakter haben.

Dass Kreative aus den Völkern der Dakota und Lakota herangezogen wurden, um da und dort Muster und Motive zu gestalten, verleiht der Kollektion zusätzlich Stimmigkeit und zeugt von Respekt für eine Kultur, der Pharrell sich in dieser Kollektion über verschiedene Ebenen angenähert hat. Wenn sie in einigen Monaten in Geschäften erhältlich ist, werden wohl nicht wenige Asphalt-Cowboys in den Straßen der Modemetropolen zu sehen sein und im Herbstnebel 2024 ihre Taschen aus im Sonnenschein gebleichten Leder ausführen. Pharrells erste Kollektion, jene vom Pont Neuf, kommt übrigens erst dieser Tage in die Boutiquen: Man erwartet, um das nobel auszudrücken, auch hier großes Kundeninteresse.

Compliance-Hinweis: Der Autor reiste auf Einladung von Louis Vuitton nach Paris.

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