Interview

„Geopolitik ist für OMV außerordentlich wichtig“

OMV-Chef Alfred Stern nimmt am Weltwirtschaftsforum in Davos teil.
OMV-Chef Alfred Stern nimmt am Weltwirtschaftsforum in Davos teil.Marcel Giger
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OMV-Chef Alfred Stern über das Russland-Desaster, den Gaza-Krieg, die Krise im Roten Meer und die verzögerte Borealis-Fusion. An Österreichs Schengen-Blockade gegen Rumänien und Bulgarien übt er heftige Kritik.

Die Presse: Wie blicken Sie als Chef des internationalen Energiekonzerns OMV auf den gegenwärtigen geopolitischen Umbruch? 

Alfred Stern: Die OMV trägt insgesamt circa 1,6 Prozent zum Bruttosozialprodukt in Österreich bei. Gleichzeitig findet der Großteil unseres Geschäfts außerhalb Österreichs statt. Auch deshalb ist die Geopolitik für uns außerordentlich wichtig.

Ein einschneidendes Datum war für die OMV der 24. Februar 2022. Wie hat der russische Überfall auf die Ukraine die Unternehmensphilosophie der OMV verändert? 

Das war eine Zäsur, aus der wir Konsequenzen gezogen haben. Russland ist seitdem für uns keine Kernregionen mehr. Das bedeutet, dass wir dort nicht investieren. Zudem haben wir alle Möglichkeiten untersucht, uns aus Russland zurückzuziehen. Und wir haben signifikante finanzielle Abschreibungen in Kauf genommen.

Über zwei Milliarden Euro...

Eine Milliarde des Darlehens für das Pipeline-Projekt North Stream 2 und ungefähr eineinhalb Milliarden Euro für das westsibirische Gasfeld Juschno-Russkoje haben wir schon 2022 abgeschrieben. Und drittens haben wir im März 2022 eine Gas-Taskforce eingesetzt, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die Lieferungen aus Russland waren in der zweiten Jahreshälfte 2022 nicht mehr zuverlässig: Einmal kamen 20, dann 70, einmal 50, dann 100 Prozent der vereinbarten Mengen aus Russland. 

Die OMV war in Russland ein großes Klumpenrisiko eingegangen. Ist die Diversifizierung die wichtigste Lektion? 

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