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Marco Odermatt: Der neue Popstar des Skisports begeistert in Kitzbühel

Die Streif in Kitzbühel ist seine Spielwiese: Marco Odermatt.
Die Streif in Kitzbühel ist seine Spielwiese: Marco Odermatt.APA / APA / Georg Hochmuth
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Kitzbühel ist etwas Besonderes, die Hahnenkammrennen extrem und darum ist der Eidgenosse Marco Odermatt auch hier „nervöser“ als anderswo. Seine Landsleute Didier Cuche und Beat Feuz schwärmen – und Teenager kreischen.

Mit der Ruhe ist es in Kitzbühel für ein paar Tage einmal vorbei. Mit gewohnter Präzision trudeln die Massen ein wenn die Hahnenkammwoche ruft. Die einen gieren nach Rennen und Stars, andere wollen nur Events wie „Weißwurstparty“, Arnold-Schwarzenegger-Schauen oder nur den Truble in der Stadt erleben. Für den Schweizer Marco Odermatt, gefeiert als neuer Superstar im Skisport, ist es auch ein Erlebnis. Hier kreischen sogar junge österreichische Skifans für ihn im Zielraum.

Der Popstar unter den Rennläufern will nichts an seinem Verhalten ändern, also auch weiterhin nach großen Siegen Party machen und ebenso auf der Piste erfolgreich bleiben. Als Gewinner beider Wengen-Abfahrten ist der Weltmeister aus der Schweiz der Topfavorit auf der Kitzbühler Streif. Die goldene Gams fehlt dem 26-jährigen Blondschopf noch in seiner Sammlung.

Die Fan-Massen kommen
Die Fan-Massen kommenReuters / Leonhard Foeger

Olympia, WM – aber kein Kitz-Sieg

Odermatt ist Riesentorlauf-Olympiasieger von 2022 in Peking, Doppelweltmeister von 2023 in Abfahrt und Riesentorlauf in Courchevel sowie Gewinner von 31 Weltcuprennen. Dazu heimste er zwei große Kristallkugeln und drei kleine ein. Aktuell führt er alle Weltcup-Wertungen mit Ausnahme des Slaloms an. „Lauberhorn und Streif, dass waren auf der Bucket List die letzten zwei großen Ziele, jetzt habe ich eines abgehakt“, sagte Odermatt nach den Lauberhornrennen in einer Talkshow auf Servus TV.

GEPA pictures / Mario Buehner-weinrauch

In Kitzbühel fährt Odermatt seit 2019, war in den Abfahrten Zehnter, Fünfter und Zweiter und im Super-G ebenfalls bereits Zweiter. Im Vorjahr übersah er in der ersten Abfahrt eine Bodenwelle, es verriss ihm im Steilhang die Ski, mit Glück und Instinkt vermied er einen Sturz. Eine Blessur am linken Knie forderte dennoch eine Pause.

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„Es war sehr viel Glück dabei. Ich habe richtig reagiert, sicher. Aber es war schon Glück, dass ich acht Tage danach wieder am Start war“, erinnerte sich Odermatt zurück. Er meldete sich eine Woche später mit dem Super-G-Sieg in Cortina d'Ampezzo zurück und legte am Tag danach noch einen Erfolg drauf.

GEPA pictures / Mathias Mandl

„Es braucht mehr Energie!“

Wenn, wie derzeit, alles passe, dann könne man ein bisschen spielen, müsse vielleicht nicht immer hundert Prozent riskieren, meinte Odermatt. Aber in Kitzbühel sei alles ein wenig anders. „Man ist ein bisschen nervöser, es braucht eine größere Spannung - auch im Training, dass alles gut kommt. Speziell im oberen Teil, da kann man nicht wie bei anderen Strecken im Training mal starten, easy, mal schauen, wie es funktioniert. Da muss man schon bereit sein. Das braucht entsprechend auch bisschen mehr Energie“, meinte er am Mittwoch im Zielraum der Streif.

Daher gelte es, sich nach dem Training rasch der Erholung zu widmen. Denn der Jänner zehrt an den Kräften. „Die Grundlage wird schon im Sommer gelegt, wenn man dort mehr arbeitet vielleicht als andere, hat man ein bisschen mehr Reserven. Aber klar, das sind anstrengende, lange Tage, Wochen.“ Die Feierlichkeiten in Wengen schadeten nicht. Das habe gut getan. Odermatt: „Vielleicht nicht für den Körper, aber definitiv für den Geist. Das habe ich bisher immer so gemacht, und ich hoffe, ich werde das auch weiterhin so machen.“

Dass nach den verletzungsbedingten Ausfällen des Kärntners Marco Schwarz und des Norwegers Aleksander Kilde der Weg zu Kugeln freigeräumt sei, ist nichts, womit sich Odermatt beschäftigt. „Ich sage es nicht nur nicht, ich fühle es auch nicht.“ In Kitzbühel beispielsweise gäbe es immer Außenseiter, die zuschlagen.

Streif-Rekordsieger Didier Cuche meinte in der „Tiroler Tageszeitung“, dass Odermatt (auch bei kleiner werdender Konkurrenz/sinngemäß) hungrig bleibe und seine Grenzen suche. „Skifahrerisch ist er erstklassig ausgebildet und verfügt über eine nicht so einfach erlernbare Cleverness.“ Und zum „Kurier“ sagte Cuche u.a.: „Mich fasziniert außerdem, wie er die Kurse liest, dieses dreidimensionale Denken ist extrem ausgeprägt, deshalb findet er immer wieder Lösungen.“

Die Schweizer Nachrichtenagentur sda befragte mit Beat Feuz einen weiteren Großen der Abfahrts-Historie. „Es ist ein ähnliches Phänomen wie bei Novak Djokovic. Dessen Konkurrenten haben fast Angst, gegen ihn anzutreten, weil sie wissen, dass sie nicht gewinnen. Das findet Djokovic natürlich cool, denn es bedeutet für ihn schon der halbe Sieg. Mir kommt es vor, als müsse sich Marco im Starthaus eines Riesenslaloms vergleichbar fühlen.“ Stoppen könne Odermatt niemand, meinte Feuz. Und dass dieser es übertreibe, werde nicht passieren. „Dafür ist er zu schlau.“

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