Inkonsequenz

Haben Sie sich schon wieder von Ihren Vorsätzen verabschiedet?

Selena Gomez wollte eine Instagram-Pause einlegen, postete aber munter weiter.
Selena Gomez wollte eine Instagram-Pause einlegen, postete aber munter weiter.Reuters / Mario Anzuoni
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Manche nennen es „schlechte“ Angewohnheiten, andere Persönlichkeit.

Am 10. Jänner kündigte Selena Gomez an, sie würde eine Pause von Social Media einlegen. Nur um dann am 11. Jänner das nächste Bild via Instagram zu teilen. Die Inkonsequenz des Popstars diente der britischen Fluglinie Ryan Air gleich als Vorlage für ein Werbesujet. Ja wirklich lachhaft, wenn sich so eine junge Frau nicht an die eigen auferlegten Abstinenz halten kann. Man könnte fast meinen, sie sei eine von uns. Und was gäbe es schlimmeres?

Der Jänner fühlt sich nach dem Völlerei-Dezember für viele nämlich an wie der Tag nach einem herben Kater. Die Nachwehen aus der durchzechten Nacht verhallen schön langsam, was bleibt ist ein Funke Selbsthass, schlechtes Gewissen und gute Vorsätze. Nein, ab jetzt leb‘ ich gesund! Morgen ist der erste Tag vom Rest meines Lebens! Bis jetzt war ich ein inkonsequenter, maßloser Genussmensch, aber ab morgen machen ich es wie die Leute, die ich auf Instagram beneide: Ich esse gesünder, trinke nie wieder einen Tropfen, mache regelmäßig Sport, und selbst in Ausnahmesituationen gönne ich mir keine Zigarette mehr!

Keine Frage, eine Phase der Selbstreflektion kann reinigend wirken. Aber eine Welt voller reuiger Jännermenschen, wär eine moralisierende Einöde. Soll Selena Gomez doch die guten Vorsätze über Bord werfen, wir freuen uns doch über ihre Online-Präsenz und anscheinend hat sie etwas mitzuteilen! Der „Dry January“ war doch zu lange? Dann wechseln Sie doch auf einen „Damp January“ und verzichten nur hier und da mal auf ein Glas. Gute Vorsätze scheitern meist daran, dass die Motivation keine intrinsische war, sondern von außen kam. Nach dem zehnten Artikel über Abstinenz und Fitness meinen viele auch etwas an Ihrem Leben ändern zu müssen. Wenn Ihnen das Bedürfnis aber nicht persönlich am Herzen liegt, war es das oft auch mit der Willensstärke.

Vielleicht sollte man also in sich hineinfühlen, mit welchen schlechten Angewohnheiten man nicht vielleicht doch Frieden schließen könnte, solange sich keine gesundheitlichen Beschwerden bemerkbar machen. Vielleicht sind Sie durch die viele Zeit, die Sie am Handy verbringen, besser informiert? Vielleicht sind Sie durch die Zigarette im Innenhof super vernetzt in der Arbeit? Vielleicht sind die drei Kilo, die Sie meinen zu viel zu wiegen, auch wirklich absolut und vollkommen irrelevant für den weiteren Verlauf Ihres Lebens? Vielleicht sind Sie auch einfach manchmal inkonsequent, haben aber dafür umso mehr Persönlichkeit.

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