Brenzlige Lage

Iran: Pakistan griff mit Drohnen Wohnviertel an

Szenen aus dem Distrikt Panjgur in der pakistanischen Provinz Belutschistan, die am Dienstag zum Ziel von Angriffen wurde.
Szenen aus dem Distrikt Panjgur in der pakistanischen Provinz Belutschistan, die am Dienstag zum Ziel von Angriffen wurde.APA / AFP / Banaras Khan
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Der Iran nennt Details zum pakistanischen Angriff. Pakistans Streitkräfte bleiben in „extrem hoher Alarmbereitschaft“ und drohen mit weiterer Vergeltung.

Bei dem pakistanischen Angriff auf den Iran sollen nach iranischen Angaben drei Drohnen in Wohngebieten eingesetzt worden sein. Die Nachrichtenagentur Isna berichtete am Donnerstag, es seien dabei zehn Menschen ums Leben gekommen, darunter vier Kinder, und vier Wohnhäuser zerstört worden. Bei den getöteten Menschen handelt es sich nach Angaben von Isna um pakistanische Staatsbürger.

Pakistan griff am frühen Donnerstagmorgen offensichtlich als Vergeltung Ziele im Iran an. Die Angriffe in der Provinz Sistan und Belutschistan hätten Extremisten gegolten, gab das pakistanische Außenministerium bekannt. Auch der pakistanische Geheimdienst bestätigte in einer Mitteilung neben Raketen den Einsatz von Drohnen bei dem Militärschlag und nannte Verstecke der Separatistengruppen Balochistan Liberation Army und Balochistan Liberation Front als Ziel.

Am Dienstag hatte der Iran Ziele der extremistischen Sunnitengruppe Jaish al-Adl in Pakistan attackiert. Dabei kamen nach pakistanischen Angaben zwei Kinder ums Leben. Umliegende Länder befürchten eine Eskalation zwischen dem Iran und der Atommacht Pakistan. Die pakistanischen Streitkräfte sind seither in „in extrem hoher Alarmbereitschaft“. Sollte der Iran erneut Ziele auf pakistanischem Territorium angreifen, sei man bereit für weitere Vergeltung, hieß es aus ranghohen Sicherheitskreisen am Donnerstag. Auf jedes „Missgeschick“ der iranischen Seite werde Pakistan energisch reagieren.

Das pakistanische Außenministerium rechtfertigte den Angriff am Donnerstag mit Hinweisen auf terroristische Bedrohungen in der Region. Dennoch respektiere Pakistan die Souveränität und territoriale Integrität des Iran. „Der Iran ist eine brüderliche Nation und die Menschen Pakistans haben großen Respekt und Zuneigung für die Menschen des Iran.“

Sorge vor Flächenbrand

Seit Ausbruch des Gaza-Krieges wächst die Sorge vor einem Flächenbrand in der Region. Auch die Spannungen zwischen dem Iran und anderen Nachbarländern nehmen zu. Walter Posch, Iran-Experte und Konfliktforscher an der Landesverteidigungsakademie, erklärte im Ö1-Mittagsjournal, dass der Flächenbrand schon Realität sei. „Wir haben viele Konflikte, die aufgebrochen wurden. Aber eine richtige, systematische Konfliktamalgamierung sehe ich noch nicht.“ Das Verhältnis zwischen dem Iran und Pakistan solle sich wieder „einrenken lassen“, doch werde irgendwann die Entscheidung des Westens anstehen, ob man direkt gegen den Iran vorgehen muss.

Die gegenseitigen Angriffe folgten auf jüngste positive Entwicklungen der Beziehungen. Erst am Dienstag hatten sich der iranische Außenminister Hossein Amirabdollahian und Pakistans geschäftsführender Premierminister Anwaarul Haq Kakar beim Weltwirtschaftsforum im Schweizer Davos getroffen. Die Nachbarländer hielten gerade eine gemeinsame Marineübung ab.

„Einer der größten Fehler“

Die iranischen Kapazitäten der Luftverteidigung seien nach dem Vorfall in Frage gestellt, so Hamidreza Azizi, Gastwissenschafter bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin auf der Online-Plattform X (vormals Twitter). „In Anbetracht möglicher langfristiger Auswirkungen auf die Abschreckung und Sicherheit Irans war der Angriff auf Pakistan wahrscheinlich einer der größten strategischen Fehler in der Geschichte der Islamischen Republik.“

Die Provinz Sistan-Belutschistan mit ihrer Hauptstadt Zahedan liegt im Südosten des Iran. Dort lebt die ethnische Minderheit der Belutschen, die der sunnitischen Ausrichtung des Islam angehören. Im Iran insgesamt herrscht die schiitische Glaubensrichtung vor, das Land begreift sich international als Schutzmacht der Schiiten. In der Vergangenheit gab es mehrfach Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Zahedan und der Provinz Sistan-Belutschistan. In Pakistan wiederum sind die Sunniten die vorherrschende Religionsgruppe und die Schiiten in der Minderheit.

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