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„School of Champions“ im ORF: Der Schizirkus zwischen „Folterkammer“ und Glücksgefühlen

„School of Champions“ ist eine Coming-of-Age-Geschichte mit vielen Facetten. Im Bild: Gregor Seberg (Helmut Schiesstl), Mikka Forcher (Luca Rossi), Emilia Warenski (Dani Strobl).
„School of Champions“ ist eine Coming-of-Age-Geschichte mit vielen Facetten. Im Bild: Gregor Seberg (Helmut Schiesstl), Mikka Forcher (Luca Rossi), Emilia Warenski (Dani Strobl). ORF / Stefanie Leo
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Die Serie „School of Champions“, ab Montag im ORF, erzählt eine Coming-of-Age-Story in einer Ski-Akademie.

Der Auftakt könnte auch zu einem Krimi passen. Entsetzte Menschen stehen im Halbrund im Schnee. Da liegt jemand auf dem Beton, direkt vor der Ski-Akademie. Ungläubig wird gerätselt, wie es so weit kommen konnte. Bald schon werden die Vorwürfe lauter werden. Die Eltern des Toten klagen an. Die Schule habe ihren Sohn auf dem Gewissen. Und auch wenn man bis dahin noch recht wenig erfahren hat, kann man nachvollziehen, was sie denken: Diese Kaderschmiede verlangt ihren Schützlingen viel ab. Zu viel vielleicht . . .

Spitzensport ist kein Spaziergang. Das hat schon Rainhard Fendrich besungen. Diesem Thema widmet sich ein Erzählstrang, auf den sich „School of Champions“ stützt. Der ist stellenweise etwas langatmig geraten. Vielleicht, weil man in einer Schination ohnehin zu wissen glaubt, worauf es ankommt. Das ist ja kein Orchideenfach wie Ballett, wo Eleganz und Leichtigkeit nicht weniger Training erfordern. Wenn nicht mehr. Aber wo eben alles vom Zauber des Unbekannten umweht ist.

Das kann Sport-TV besser

Es ist spannend, den Rennprofis dabei zuzusehen, wie sie sich um Millisekunden ringend unter Todesverachtung die Streif runterstürzen. Das wird von den TV-Sendern auch wie ein Thriller inszeniert und pausen- wie atemlos kommentiert. Im Vergleich dazu haben die Rennen der Ski-Akademie-Neulinge in der Serie natürlich ihre Längen. Und während ein kapitaler Sturz wie jener von Aamodt Kilde in Wengen die Schination zu Tränen rührt, bleibt der Blutdruck bei ähnlichen Szenen, wenn sie nur zur Schau gestellt sind, im Keller. Die unvermeidlichen Rennszenen gehören folglich zu den schwächeren Momenten dieser Serie. Das kann das Sportfernsehen besser.

Aber das ist auch nur die eine Seite. Es gibt noch andere. Etwa die der skrupellosen Geschäftemacherei. In „School of Champions“ verkörpert durch Gregor Seeberg als Herr Schiesstl. Der Chef der lokalen Seilbahnen ist Miteigentümer der Schule und hat das Sagen. Ein Ortskaiser wie man ihn kennt aus Österreich. Seeberg gibt ihn als Ungustl, der zum Schleimer mutiert, wenn es seinen Interessen dient. Das Gedenkkreuz für den Toten aus der Eingangsszene muss deshalb weichen. „Wir kriegen keine Geldgeber, wenn es heißt, wir sind eine Folterkammer, die die Kinder in den Tod treibt“, befürchtet Schiesstl. Aber so leicht lässt sich das nicht unter den Teppich kehren.

Alles für den Sponsor! Das ist sein Motto. Auch das kennt man aus dem Sport-TV. Schon in den Eingangsszenen der Serie tragen die angehenden Profis ihre Schi mit dem deutlich sichtbaren Logo durchs Bild. Achtung, Product Placement! Im Gegensatz zu den echten Ski-Rennfahrern bleiben ihnen immerhin noch die gebrandeten Hauben und telegen platzierten Getränke erspart, die wie zufällig nahe beim Gesicht gehalten werden. In welchem Schigebiet die Serie spielt, ist auch unübersehbar. Auch das dürfte kein unbezahlter Zufall sein.

Weniger outriert als „Biester“

Den Jugendlichen ist die Geschäftemacherei noch fremd. Sie wollen gewinnen. Sie wollen es allen beweisen, notfalls mit dem Kopf durch die Wand. Sie wollen sich abnabeln, als Burschen die Nägel lackieren oder als Mädchen lieber Schifahren als an die Schweizer Eliteschule gehen. Vor allem anderen ist „School of Champions“ daher eine Coming-of-Age-Geschichte mit vielen Facetten. Es gibt Zickenkrieg, Flirts, Schlägereien und Stress mit den Erwachsenen, die – vom Trainer bis zur Karrieremutter – ihr Machtverhältnis ausnutzen. Es geht um junge Menschen aus unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten auf der Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft – nur weniger outriert als in „Biester“, der anderen Prestige-Serie, die der ORF kürzlich an den Start schickte.

Schön, dass der Schauspielnachwuchs in beiden Projekten reichlich Gelegenheit bekommt, sich zu beweisen: Emilia Warenski als Quoten-Schülerin Dani (eine Einheimische musste man an der Schule nehmen) und Luna Mwezi als deren Streber-Konkurrentin und Zimmernachbarin Nawal zum Beispiel. Oder Imre Lichtenberger in der Rolle des Nikki, der es als Sohn des Schulleiters und Ex-Rennläufers Auer (Jakob Seeböck) auch nicht leicht hat. Es ist eine lange Liste an jungen Darstellern. Da wird der ORF selbst zur Kaderschmiede.

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