Geschichte

Dollfuß-Museum: Projekt gescheitert

Die Dollfuß-Erben und der Bürgermeister von Texingtal durchkreuzten die Pläne eine „konstruktiven Auflösung“ des umstrittenen Museums.

Neue überraschende Wende in der Geschichte um das umstrittene Museum über den Diktator Engelbert Dollfuß: Das von Historikern geplante Projekt einer „konstruktiven Auflösung“ des Museums wird nicht stattfinden. Die Dollfuß-Erben haben ihre Leihgaben zurückgezogen und den Bürgermeister von Texingtal – die Gemeinde betreibt das Museum im Geburtshaus von Dollfuß – aufgefordert, diese an das niederösterreichische Landesmuseum zu übergeben. Das hat der Bürgermeister gemacht – und gleichzeitig auch die meisten anderen Ausstellungsgegenstände an das Land weiter gegeben. Damit kann das vom Verein „MERKwürdig“ konzipierte Projekt nicht mehr durchgeführt werden, heißt es in einer Aussendung des Vereins.

Die Diskussion um das Museum hatte vor zwei Jahren begonnen, als der frühere Bürgermeister der Gemeinde Texingtal, Gerhard Karner, Innenminister geworden war. Historiker hatten heftige Kritik an dem Museum geübt: Es sei in Wirklichkeit kein Museum, sondern eine Pilgerstätte für die Anhänger von Dollfuß, der 1933 die Demokratie in Österreich abgeschafft hatte und ein Jahr später auf Arbeiterwohnhäuser schießen ließ.

Karner kündigte damals eine Neukonzeption des Museums an, die Gemeinde beauftragte den Verein MERKwürdig aus Krems damit. Für das mit prominenten Historikern besetzte Team war aber bald klar: Eine Neugestaltung des Museums ist nicht möglich. Stattdessen plädierten sie für eine „konstruktive Auflösung“: Die Museumsobjekte sollten in einem Zeitraum von fünf Jahren wissenschaftlich bearbeitet und an andere Museen weiter gegeben werden. In fünf Jahren endet auch der Pachtvertrag für das in einem schlechten Zustand befindliche Museumsgebäude. Diese geplante öffentliche Geschichtsaufarbeitung könne nun nicht mehr stattfinden, schreibt der Verein. Ob und in welcher Form sich das Kuratorenteam des Projekts bei der historischen Aufarbeitung des Themas weiter einbringen kann, werde noch beraten.

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