Theater

Größter Kulturskandal der Zweiten Republik: Wie es zu Thomas Bernhards „Heldenplatz“ kam

Verfolgte genüsslich den Skandal: Bernhard bei einer Probe im Burgtheater 1988.
Verfolgte genüsslich den Skandal: Bernhard bei einer Probe im Burgtheater 1988.Harry Weber/Theatermuseum
  • Drucken

Änderte Thomas Bernhard sein Stück als Reaktion auf Vorab-Proteste? Die Entstehungsgeschichte ist jetzt digital rekonstruiert.

Man solle lieber in allen in der Nazizeit arisierten Geschäften der Wiener Innenstadt Plakate befestigen mit der Aufschrift: „Dieses Geschäft ist judenfrei“: So, also zunächst unwillig, reagierte Thomas Bernhard dem Dramaturgen Hermann Beil zufolge, als ihm Claus Peymanns vorschlug, für die Burg ein Stück anlässlich 50 Jahre „Anschluss“ 1988 zu schreiben. Wie auch immer es ablief, Bernhard schrieb dann jedenfalls das Werk über die Hinterbliebenen eines Mathematikprofessors, der aus dem englischen Exil nach Wien zurückkehrt und sich 1988 aufgrund des unveränderten Antisemitismus das Leben nimmt.

Auf der Grundlage „geleakter“ Zitate begann schon Monate vor der Uraufführung der bis heute größte Kulturskandal der Zweiten Republik. Auch Politiker reagierten, wegen Querelen in der Burg selbst wurde die Uraufführung vom 14. Oktober (100-Jahr-Jubi­läum des Hauses) auf den 4. November verschoben. „Bernhard: Ich habe mein Stück ,Heldenplatz‘ noch verschärft!“, titelte der „Kurier“ am 14. Oktober, sich auf ein Gespräch mit dem Autor berufend. Seitdem wurde immer wieder spekuliert, Thomas Bernhard habe auf die Turbulenzen durch eine Veränderung im Stück reagiert, noch bevor es zur Uraufführung kam. Was ist dran?

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.