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Opernball oder: Eine riesige Projektionsfläche

Der Opernball, heuer am 8. Februar, bietet auf jeden Fall ein prächtiges Ambiente.
Der Opernball, heuer am 8. Februar, bietet auf jeden Fall ein prächtiges Ambiente.Michèle Pauty
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Wo Hochkultur, Entertainment und Inszenierung aufeinander­treffen: Keiner hat so viele Facetten wie Österreichs Staatsball.

Wenn ein panischer Anruf kommt, weil das Ballkleid um 6000 Euro fertig ist, die Trägerin aber vergessen hat, sich rechtzeitig um Karten zu kümmern. Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es um ihn geht: den Opernball.

Am 3. Juni Punkt 10 Uhr hatte der Vorverkauf begonnen, drei Minuten später war das Kontingent erschöpft. Insgesamt gibt es für Österreichs Staatsball 7230 Karten, keine einzige mehr. Davon müssen alle Dienstkarten abgezogen werden, Ehrenkarten für Gäste der Direktion, Regiekarten und Kontingente für die Politik, für verkaufte Tische und je zwölf für jede Loge. Nur das, was übrig bleibt, kommt in den Vorverkauf: Jeden Sommer etwa tausend.

Später, rund um den Jahreswechsel, wird dann noch einmal durchgezählt. Wie viele Tänzerinnen kommen, wie viele Kellner? Es ist ein heikles Jonglieren. Bleibt am Ende etwas übrig, werden die Leute auf der Warteliste kontaktiert. Die Prozedur ist nun gerade im Gange, zum Zug kamen zuletzt jene, die sich am 3. Juni zwischen 10.04 und 10.08 Uhr angemeldet hatten.

Vorrecht auf eine Loge

Auf der sicheren Seite sind die Donatoren der Staatsoper, sie haben Vorrecht auf eine Loge. Dass sich alle davon brennend für die Nachwuchsarbeit des Hauses interessieren, glaubt man nicht einmal dort. Der Opernball ist für alle da. Für die Politik und die Wirtschaftsbosse, für die Künstler, für die, die sich oder ihr Produkt in die Medien bringen wollen, für jene, die Sinn und Selbstwert daraus ziehen, sich selbst in den Societyspalten wiederzufinden. Nur manchmal wird das zum Problem. Ein paar Firmenchefs haben ihre Karten in Kommission gegeben: Wenn es dem Unternehmen nicht gut geht, will man lieber doch nicht beim Champagnisieren gesehen werden.

Vermutlich erlebt jeder den Opernball etwas anders. Jeder sieht, was er will. Je nachdem, ob Garanča- oder Lugner-Fan. Apropos: Natürlich ist der Opernball auch für all jene da, die gar nicht dort sind: die Fernsehzuschauer. Sie haben in Summe den besten Blick aufs Geschehen.

Menschen, die sparen

Trotzdem, es gibt sie: Menschen, die sparen, um einmal im Leben dabei zu sein. Und mit etwas Glück, siehe oben, landet man mitten im Gedränge, und das fast wohlfeil: Karten kosten 385 Euro, Solidaritätsbeitrag inklusive. Wer anderswo ähnlich feiern will, muss ein Vielfaches zahlen, so er eingelassen wird. Und kommt trotzdem nicht so nah an die VIPs heran. So gesehen ist der Opernball auch recht demokratisch.

Im eingangs erwähnten Fall aus dem Vorjahr konnte das Kleid dann übrigens doch noch ausgeführt werden.

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