Offen gefragt

Paul Lendvai: „Die politische Elite hat abgedankt“

Paul Lendvai in seiner Wohnung: „In Österreich ist ein Ja immer provisorisch und ein Nein nie endgültig.“
Paul Lendvai in seiner Wohnung: „In Österreich ist ein Ja immer provisorisch und ein Nein nie endgültig.“ Clemens Fabry
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Paul Lendvai sprach mit der »Presse am Sonntag« über die Schwäche der Demokratie, den falschen Umgang mit »Heuchlern« wie Viktor Orbán, Dummheiten der österreichischen Außenpolitik und seine Motivation, mit 94 Jahren noch ein weiteres Buch zu veröffentlichen.

Sie haben in Ihrer Jugend in Ungarn die Nationalsozialisten und danach den Kommunismus überlebt. Was bereitet Ihnen in der gegenwärtigen weltpolitischen Situation die größte Sorge?

Paul Lendvai: Die allergrößte Sorge bereiten mir die Schwäche der Demokratie und die scheinbare Stärke der Diktatur. Die Menschen haben sich an Wohlstand und Freiheit gewöhnt. Sie beschweren sich über die Unfähigkeit von Demokratien, schnell Beschlüsse zu fassen. Doch sie vergessen, welchen Preis Länder für die sogenannten Erfolge von Diktatoren wie Hitler, Stalin oder Mao zahlen mussten. Politik ist die Kunst, das Notwendige möglich zu machen, wie Paul Valéry sagte.

Anders als man nach dem Zusammenbruch des Kommunismus glaubte, war der Siegeszug der Demokratien nicht unauf­haltsam.

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