Porträt

Von Mayrhofen nach Manhattan

Stephanie und Melanie Hausberger in einem ihrer Ateliers.
Stephanie und Melanie Hausberger in einem ihrer Ateliers.Yannik Schütte 
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Im Zillertal aufgewachsen, leben Stephanie und Melanie Hausberger seit vielen Jahren in New York – für die Künstlerinnen eine einzige große Spielwiese.

Melanie und Stephanie Hausberger zuzuhören erfordert volle Konzentration. In einer Tour korrigieren, ergänzen und präzisieren sie einander und beenden die Sätze der jeweils anderen – Sätze, die auf Deutsch beginnen und auf Englisch enden. Oder umgekehrt. Deutsch mit Tiroler Dialekt und englischem Akzent, Englisch so flüssig und makellos, als wären die beiden in den USA geboren und aufgewachsen.

Tatsächlich sind die Zwillinge in Mayrhofen im Zillertal aufgewachsen, haben in Innsbruck maturiert und leben seit 2011 – mit einer kurzen Unterbrechung – in New York City. Und zwar als Künstlerinnen im Stadtteil Tribeca in Manhattan. Dort malen, zeichnen und fotografieren sie in ihrem Atelier. „Für uns ist die Künstlerszene New Yorks ein riesiger Playground“, sagt Melanie. „Wir haben uns von unserem ersten Besuch an willkommen gefühlt und hatten eine besondere Verbindung zu dieser Stadt“, ergänzt Stephanie. „Ja genau, die hatten wir“, bestätigt Melanie. „New York ist voller Menschen, die von überall hierherkommen und nach etwas suchen, was sie zuhause nicht finden konnten – was auch immer das ist.“

Ausstellungen und Fotobücher

Dieser erste Besuch war ein College-Aufenthalt auf Vermittlung einer Freundin ihrer Mutter, die die künstlerische Begabung der beiden („Schon als Kinder haben wir die ganze Zeit gezeichnet und gemalt und haben Galerien und Ausstellungen besucht“) früh erkannte und der Meinung war, sie sollten New Yorker Luft atmen und dort einen Sommer lang einen Zeichenkurs machen, bevor sie sich für einen Beruf entscheiden. Mit der Folge, dass sie sich am Institute of Fine Arts an der New York University bewarben, aufgenommen wurden und dort vier Jahre lang Angewandte Kunst studierten. Nach dem Abschluss 2015 blieben sie noch eine Weile dort und kamen nach Tirol zurück – aber nur, um ihre endgültige Rückkehr nach York zu planen und ein Künstlervisum zu beantragen, das sie schließlich 2021 bekamen.

Seither befindet sich ihr Lebensmittelpunkt wieder in Manhattan, ihrer „Spielwiese“. Ihre Zeichnungen, Malereien und Fotografien werden in Galerien ausgestellt oder erscheinen als Fotobücher oder -zeitschriften. Auch auf Social Media sind Melanie und Stephanie sehr aktiv, haben bei Instagram 10.000 Follower und posten dort neben ihren Bildern auch Fotos von New York und von sich selbst – zusammen oder einzeln. Dass sie als Personen mindestens so stark wahrgenommen werden wie ihre Kunst, nehmen sie in Kauf. „Wobei wir es natürlich vorziehen würden, wenn unsere Bilder und Fotografien im Vordergrund stehen“, sagt Stephanie.

Ihre Zeichnungen sind im Übrigen immer Gemeinschaftswerke. „Viele sind verwundert, wenn sie hören, dass ein Bild erst dann fertig ist, wenn wir beide daran gewerkt haben“, sagt Melanie. „Aber wir sind über die Verwunderung der Leute verwundert. Wir kennen es nicht anders. So kommen die besten Bilder zustande.“

Denn die eine sehe etwas, was die andere nicht sehe. „Zu sehen, was andere nicht sehen, zumindest nicht auf den ersten Blick, betrachten wir ohnehin als eine unserer großen Stärken“, sagt Stephanie. „Erst gestern waren wir auf der Brooklyn Bridge und haben dort unter anderem die Kebab-Stände fotografiert. Nach ein paar Minuten stellten sich Touristen zu uns und begannen ebenfalls, die Stände zu fotografieren.“

Ihre nächsten großen Projekte sind ein neues Fotobuch und ein Buch mit Zeichnungen, an dem die beiden auch schon längere Zeit arbeiten. Was danach kommt? „Neue Ausstellungen, Fotobände und andere Projekte“, sagt Melanie. „Über ungelegte Eier reden wir aber nicht gern“, meint Stephanie. „Es ist nämlich blöd, wenn Projekte angekündigt und dann nicht umgesetzt werden. Also uns wäre das jedenfalls unangenehm.“

Außerdem sei das Leben in New York derart dynamisch, turbulent und unberechenbar, „dass man mit Ankündigungen immer vorsichtig sein sollte“, so Melanie. „Im Moment zu leben und das zu tun, was uns glücklich macht, entspricht ohnehin eher unserem Naturell, als allzu weit in die Zukunft zu blicken. Denn das kann auch beängstigend sein.“

Gemeinsam getrennt

Beängstigend sei auch, dass Stephanie demnächst allein nach Österreich fliegt und die beiden für ein paar Wochen getrennt sein werden. „Es ist nicht das erste Mal, dass eine von uns allein verreist, wir machen das seit einigen Jahren ganz bewusst, um neue Ideen zu sammeln und sie dann gemeinsam umzusetzen“, sagt sie. „Davon haben wir bisher immer profitiert“, fügt ihre Schwester hinzu. „Gemeinsam getrennt sozusagen“, sagt Stephanie. „Oder noch besser“, so Melanie, „getrennt gemeinsam.“

Zu den Personen

Melanie und Stephanie Hausberger sind in Mayrhofen im Tiroler Zillertal aufgewachsen und leben seit 2011 als Künstlerinnen in New York City. Sie zeichnen, malen und fotografieren – neben Motiven in New York auch sich selbst. Ihr nächstes großes Projekt ist ein Fotobuch.

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