Insolvenz

Hygiene Austria: Nach Skandalen in die Pleite

Der Schutzmasken-Produzent Hygiene Austria mit Sitz in Wiener Neudorf hat Insolvenz angemeldet.
Der Schutzmasken-Produzent Hygiene Austria mit Sitz in Wiener Neudorf hat Insolvenz angemeldet.APA / Hans Klaus Techt
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Über die Palmers-Tochter wurde ein Sanierungsverfahren eröffnet. Als Gründe für die Insolvenz nennt sie Umsatzeinbrüche und anhängige Gerichtsprozesse.

Der Coronamaskenproduzent Hygiene Austria mit Sitz in Wiener Neudorf war während der Pandemie immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Nun ist er insolvent. Über die 100-Prozent-Tochter des Wäscheherstellers Palmers wurde am Landesgericht Wiener Neustadt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Das gab der Gläubigerschutzverband KSV 1870 am Montag bekannt. Der Gerichtsbeschluss sei am Freitag gefasst worden.

5,2 Millionen Euro Schulden verteilen sich demnach auf 30 Gläubiger. Und es gibt nur noch einen von der Insolvenz betroffenen Mitarbeiter. Zu der Pleite hätten „laut Schuldnerangaben massive Umsatzeinbrüche aufgrund des Auslaufens der Coronapandemie“ und des damit verbundenen erheblichen Rückgangs bei der Abnahme von Gesichtsmasken geführt, aber auch „diverse anhängige Gerichtsprozesse“, heißt es im Bericht der Gläubigerschützer. Dennoch beabsichtige die Schuldnerfirma, das Unternehmen „in reduziertem Umfang fortzuführen“.

Beworben mit „Made in Austria“

Die Hygiene Austria war im März 2020 als Joint Venture von Lenzing und Palmers gegründet worden. Nach außen warb das Unternehmen mit Produkten „Made in Austria“ und erhielt umfangreiche Staatsaufträge. Später wurde bekannt, dass teils Masken aus China importiert und lediglich in andere Hüllen umverpackt worden waren. Mit „Made in Austria“ dürfe nicht mehr geworben werden, entschied daraufhin das Handelsgericht Wien. Lenzing zog sich nach Bekanntwerden des Etikettenschwindels aus dem Unternehmen zurück.

Für kurze Zeit waren zudem Masken ohne CE-Zertifizierung in den Handel gekommen. Später gab das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen jedoch grünes Licht für den Vertrieb.

Das war freilich nicht alles: Gegen Ende der Pandemie kam der Verdacht auf, beim Import der Schutzmasken aus China über Palmers Deutschland seien Einfuhrabgaben hinterzogen worden, laut Medienberichten ging es damals um mindestens 693.000 Euro. Palmers und Hygiene Austria wiesen die Vorwürfe stets zurück. Ein weiteres Thema bei dem Unternehmen waren Arbeitsrechtsverstöße und mutmaßliches Lohndumping bei zwischengeschalteten Zeitarbeitsfirmen. Diese sollen Dienstnehmern zu wenig oder gar keine Löhne bezahlt haben. Die Arbeiterkammer brachte über 100 Klagen für Betroffene ein.

Über den Stand laufender Verfahren ist nichts Näheres bekannt, darüber erteilen Gerichte und Behörden grundsätzlich keine Auskunft. Die Quote, die das Unternehmen nun laut KSV den unbesicherten Insolvenzgläubigern anbietet, entspricht indes dem gesetzlichen Minimum. Geboten werden demnach 20 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren ab Annahme des Sanierungsplanes.

Warenlager als Aktiva

Ob das überhaupt realistisch ist, steht noch nicht fest. „Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Sanierungsbestrebungen tatsächlich aufrechterhalten werden können“, betonte Brigitte Dostal vom KSV. Das Sanierungsplanangebot werde einer strengen Überprüfung standhalten müssen, um die Akzeptanz der Gläubiger zu finden. Die Aktiva müssen laut Dostal im Rahmen des Sanierungsverfahrens erst ermittelt werden. Es gebe noch ein Warenlager, dessen Bewertung stehe jedoch aus. 

Laut dem Kreditschutzverband können Gläubiger ihre Forderungen nun bis 21. März 2024 anmelden. Die erste Prüfungs-, Berichts- und Sanierungsplansatzung findet demnach am 4. April statt. Als Insolvenzverwalterin fugiert die Mödlinger Rechtsanwältin Romana Weber-Wilfert. (cka/APA)

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