Ob ein früher Richard Strauss oder Puccini am Schluss: Wenn das Chicago Symphony Orchestra mit seinem Emeritus-Leiter Riccardo Muti gastiert, klingt alles überlebensgroß.
Das Erstaunlichste war vielleicht die Zugabe, die Riccardo Muti sogar förmlich angekündigt hatte: das Intermezzo aus „Manon Lescaut“ des vor 100 Jahren verstorbenen Giacomo Puccini. Da erfüllten gut sechs Minuten von enorm intensiver musikalischer Breite und zugleich Ausdruckstiefe den Goldenen Saal im Wiener Musikverein. Schmerz und Trost, Hoffnung und Frieden – singend kostete das alles ein Orchester aus, das sich im Kollektiv nicht um Lungenkapazitäten kümmern muss, sondern aus dem Vollen schöpfen kann: ein sanfter Riese in Aktion. Hinterher glaubte man, den emotionalen Gegenwert einer kompletten „Manon Lescaut“-Aufführung empfangen zu haben – ein Geschenk des Chicago Symphony Orchestra und seines „Music Director Emeritus for Life“, Riccardo Muti. Kaum zu glauben, dass Muti bereits seit 50 Jahren dem Musikverein verbunden ist.