Russland

Putin-Kritiker und Ultranationalist Girkin zu vier Jahren Haft verurteilt

Igor Girkin stand seit Dezember in einem Prozess vor Gericht.
Igor Girkin stand seit Dezember in einem Prozess vor Gericht.APA / AFP / Natalia Kolesnikova
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Der frühere Separatistenführer in der Ostukraine hatte die Kriegsführung des russischen Präsidenten Wladimir Putin öffentlich beanstandet. Er war mitverantwortlich für den Abschuss einer Passagiermaschine mit 298 Toten über der Ostukraine.

Der russische Ex-Geheimdienstoffizier und Ultranationalist Igor Girkin, bekannt unter dem Pseudonym Igor Strelkow, ist zu vier Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Das Stadtgericht Moskau verhängte die Strafe, weil er zum Extremismus aufgerufen habe, wie die Agentur Interfax am Donnerstag meldete. Girkin dürfe auch drei Jahre keine Online-Medien leiten. Die Verteidigung kündigte an, das Urteil anzufechten.

Girkin gilt als Befürworter des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, ist aber ein scharfer Kritiker von Präsident Wladimir Putin. Der frühere Offizier des Inlandsgeheimdienstes FSB leitete 2014 den Aufstand russischer Kräfte im ukrainischen Donbass. Wegen seiner Rolle beim Abschuss einer Passagiermaschine über der Ostukraine mit 298 Toten wurde er in den Niederlanden in Abwesenheit wegen Mordes verurteilt.

Unterstützer Girkins vor dem Gerichtsgebäude in Moskau.
Unterstützer Girkins vor dem Gerichtsgebäude in Moskau.Reuters / Maxim Shemetov

In Russland lebte Girkin lange unbehelligt. Er konnte sogar die Militärführung als inkompetent kritisieren, als liberale Politiker längst wegen angeblicher Diskreditierung der russischen Armee verhaftet wurden. Im Sommer 2023 wurde Girkin dann wegen angeblicher Aufrufe zu Terroraktionen festgenommen. Er hatte Putin Schwäche, Entschlusslosigkeit und feige Mittelmäßigkeit vorgeworfen. Beobachter gehen davon aus, dass Girkin damit dem Image des Kremlchefs bei dessen nationalistischer Wählerschaft zunehmend schadete.

Obwohl bereits in Haft, kündigte Girkin im August in den Online-Netzwerken seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl Mitte März an. Als Grund gab er an, er halte sich „in Militärfragen für kompetenter als der amtierende Präsident“.

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