Nachruf

Verleger Christian Brandstätter ist tot: Er machte aus Büchern Kunstwerke

Leidenschaft für die Verbindung von Bildkunst und geschriebenem Wort: Christian Brandstätter.
Leidenschaft für die Verbindung von Bildkunst und geschriebenem Wort: Christian Brandstätter.APA
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Prachtwerke zum Geistesleben des Wiener Fin de Siècle ebenso wie zur Kunst der Fotografie entstanden in seinem Verlag: Christian Brandstätter lebte seine Passion für das „schöne“ Buch.

„Er scheint mir ein geborener, sogar der allergeborenste Verleger in weitem Umkreis, ein konstitutioneller Verleger, Macher und Liebhaber von Büchern in Personalunion, ein Besessener, ein Kenner, ein großer Gestalter“: So schrieb kein Geringer als der Kritiker Hans Weigel, literarische Instanz der österreichischen Nachkriegszeit, über Christian Brandstätter. Weigel sollte recht behalten. Die Leidenschaft des studierten Juristen nicht nur für das geschriebene Wort, sondern auch für die Bildkunst, namentlich Fotografie, ließ in dem von ihm 1982 gegründeten, nach ihm benannten Verlag Bücher entstehen, die international Bewunderung ernteten.

Der 1943 in Oberösterreich geborene Christian Brandstätter suchte seine Vorstellungen eines „schönen Buchs“ schon in seiner Zeit ab 1968 als leitender Mitarbeiter des Molden-Verlags zu verwirklichen. Er gründete dort auch eine eigene Bildbandabteilung. Nach der Insolvenz des Verlags gründete er dann seinen eigenen, der sich bald mit Standardwerken und Prachtbänden zu Themen der (oft österreichischen) Kunst- und Kulturgeschichte einen Namen machte. Brandstätters Schwerpunkt war das Kunst- und Geistesleben des Wiener Fin de Siècle; die Bücher seines Verlags trugen zu dessen breiter internationaler Wahrnehmung bei. Wichtige Werke etwa über Egon Schiele und Gustav Klimt entstanden in seinem Haus, wie auch Brandstätters Buch über die Wiener Werkstätte.

Seine Leidenschaft: Fotografie

Dazu kam als weiterer Schwerpunkt die Fotografie, die historische wie die zeitgenössische. Der Christian Brandstätter Verlag bot einerseits herausragenden neuen Fotografinnen und Fotografen eine publizistische Heimat, andererseits lenkte er den Blick auf vergangene Leistungen, wie jene der österreichischen Fotografinnen Dora Kallmus und Trude Fleischmann. Brandstätter frönte seiner Bilderleidenschaft auch als Sammler. 2002 gründete er mit seinem Sohn Nikolaus Brandstätter eine eigene Fotoagentur, die sich heute Brandstaetter Images nennt. Sie ist eine der führenden österreichischen Quellen für historische Bildrechte und vermarktet neben Brandstätters Privatsammlung mittlerweile Millionen Bilder aus österreichischen Bildarchiven.

In einer wirtschaftlichen Krise wurde der Verlag 1991 vom Österreichischen Bundesverlag (ÖBV) übernommen, der wiederum 2003 von der Klett-Gruppe gekauft wurde. Brandstätter blieb für die Programmlinie verantwortlich, 2005 erwarb er 50 Prozent des Unternehmens zurück. 2011 übergab er den Verlag seinem Sohn Nikolaus Brandstätter, blieb jedoch weiter sehr aktiv. Er gab Bücher wie „Wien 1900“, „Das Wiener Kaffeehaus“ und „Wien. Porträt einer Stadt“ heraus und kümmerte sich um die Aufarbeitung seiner Sammlung historischer Fotografien. Laut Angaben des Verlags starb er in der Nacht auf den 25. Januar 2024 im Alter von 80 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit. (sim)

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