Ausbau

Bahnstrategie: Schneller nach Paris

Das Bahnnetz soll verbessert werden: Wien–Budapest (inkl. Flughafen) in zwei Stunden, Graz–Maribor in 45 Minuten.
Das Bahnnetz soll verbessert werden: Wien–Budapest (inkl. Flughafen) in zwei Stunden, Graz–Maribor in 45 Minuten. Clemens Fabry
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Der Ausbau des Bahnnetzes bis 2040 soll zeitsparende Verbindungen über die Landesgrenzen bringen.

Verspätungen, Zugausfälle und überfüllte Garnituren sorgten in Österreich zuletzt gehäuft für Unmut. Trotzdem ist der Trend zum Zugfahren ungebrochen. Auf manchen Verbindungen – etwa auf der Weststrecke – ist man bereits deutlich schneller und oft auch entspannter unterwegs als mit dem Auto. In anderen Bereichen, vor allem bei der Anbindung an die Nachbarländer oder durch den Alpenraum, gibt es noch Verbesserungsbedarf.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) und ÖBB-Vorstandschef Andreas Matthä haben am Donnerstag gemeinsam mit Economica-Chef Christian Helmenstein den Entwurf vorgestellt, wie das Bahnnetz im Jahr 2040 aussehen soll. Das „Zielnetz 2040“ ist ein grundlegender Plan für den Ausbau der österreichischen Bahninfrastruktur in den kommenden 15 bis 20 Jahren, „eine strategische Leitlinie für die weitere Arbeit“, wie Gewessler sagte.

Beschluss noch heuer

Der Entwurf wird nun mit den Bundesländern finalisiert und anschließend einer öffentlichen Konsultation unterzogen. Geht es nach der Ministerin, soll das „Zielnetz 2040“ noch heuer im Parlament beschlossen werden.

Einige Beispiele aus dem Plan: wichtige Verbindungsrouten in Oberösterreich, wie eine zweigleisige Neubaustrecke nach Bayern, oder der Ausbau der Innkreisbahn, damit die Anbindung nach Linz verbessert wird. „Ein wirklicher Knaller ist Wien–München in 2,5 Stunden“, sagt ÖBB-Chef Matthä. In weiterer Folge wäre auch eine Zugreise nach Paris deutlich zeitsparender.

Durch einen neuen Bosrucktunnel – inklusive der Abflachung der Strecke an der Pyhrnbahn – sollen dann längere und schwerere Güterzüge fahren können. Auch im Ballungsraum Wien sollen wichtige Querverbindungen wie Simmering–Süßenbrunn und Heiligen­stadt–Praterkai den Nahverkehr umfassend erweitern.

Auch ein mehrteiliger S-Bahn-Ring würde mit den neuen Plänen Realität, die Kapazitäten des Güterverkehrs in der Hauptstadt sollen ebenso erweitert werden. Weitere wesentliche Projekte sind für den ÖBB-Chef: Wien–Budapest (inkl. Flughafen Wien-Schwechat) in zwei Stunden, Graz–Maribor in 45 Minuten, Wien–Salzburg in 2:15 Stunden oder Wien–Innsbruck in 3:45 Stunden.

»Ein wirklicher Knaller
ist Wien–München in 2,5 Stunden.«

ÖBB-Chef Andreas Matthä

Sowohl von Wirtschaft als auch von Politik lautet der Wunsch, mit dem strategischen Papier die Nutzung des Nah-, Fern- und Güterverkehrs schrittweise zu erhöhen. Von mehr als 100 analysierten Projektideen wurden 67 ausgewählt und in 25 Modulen mit jeweiligen Fahrplankonzepten ausgearbeitet. Der Fachentwurf umfasst Maßnahmen im Umfang von insgesamt rund 26 Milliarden Euro bis zum Jahr 2040. Davon sind im aktuellen Rahmenplan 2024 bis 2029 bereits Projekte im Umfang von rund vier Milliarden Euro inkludiert. Der Vorgängerplan reichte bis zum Jahr 2025, davon ist laut ÖBB das meiste realisiert. Einzig der Bau des Semmering-Basistunnels habe sich aufgrund von geologischen Problemen verzögert.

255 Millionen Zugkilometer

Economica-Chef Helmenstein betonte die Bedeutung des Strategiepapiers im Hinblick auf die Planbarkeit für die Industrie. Seiner Einschätzung nach wird schon in den 2030er-Jahren die Brutto-Wertschöpfung des Infrastrukturprojekts bei rund 1,85 Milliarden Euro liegen und etwa der „momentanen Wirtschaftsleistung der gesamten pharmazeutischen In­dustrie“ entsprechen. Zudem sollen damit rund 21.000 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Läuft alles nach Plan, sollen in den 2040er-Jahren auf dem österreichischen Bahnnetz insgesamt 255 Millionen Zugkilometer im Jahr gefahren werden können. Das entspricht in etwa dem eineinhalbfachen Niveau der heutigen Verkehrsleistung, die bei rund 165 Millionen Kilometern liegt.

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