Regisseurin Lotte de Beer und Dirigent Ben Glassberg hatten es wohl eilig: Ihre neue „West Side Story“ ist voller Tempo, Tanz und jugendlicher Energie. Musik und Emotion bleiben aber auf der Strecke.
„Ich weiß nicht warum, es ist alles so schnell passiert“: Chino stößt diese Worte hervor, wenn er Maria die Schreckensnachricht vom Tod ihres Bruders Bernardo überbringt. Die Spirale der Gewalt zwischen den Jugendgangs von „Sharks“ und „Jets“ wird sich weiter drehen, das Liebesglück von Maria und Tony keine Chance haben …
Chinos gestammelter Satz – gesprochen werden deutsche Dialoge, gesungen wird Englisch – bleibt einem in Erinnerung, jenseits des einhelligen Publikumsjubels nach dieser Premiere von Leonard Bernsteins „West Side Story“ an der Volksoper. Denn „schnell“, das ist hier eines der Stichworte – sowie leider auch ein „Nichtwissen, warum“.
Die Schnelligkeit erfreut bei den flotten Szenenwechseln. Vor der schwarzen Wand auf der Drehbühne bleibt genügend Entfaltungsspielraum für die energiereichen Choreographien: Die im Stück puertoricanischen, hier glaubwürdig ethnisch diverser besetzten „Sharks“ tendieren dabei zur Geschmeidigkeit lateinamerikanischer Standards; die „Jets“ hingegen grenzen sich durch „cooleren“, härteren, kantigeren Stil davon ab. Da leistet die Besetzung Beachtliches – und markiert damit zweifellos auch den Höhepunkt der Produktion.