Mein Montag

Von zu viel Ananas kriegt man einen Gouda

Wie nennen Sie diese Frucht?
Wie nennen Sie diese Frucht?IMAGO/Zoonar.com/stockfotos-mg
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Sie sagen ein Wort und meinen ein anderes? Die Steirer können einen schon verwirren. Doch sie tun es nicht mit Absicht – sie tun es „ungefähr“.

„Jetzt hab ich ungefähr die Milch verschüttet.“ So würde verschriftlicht lauten, was sich, in schönstem, tiefstem Steirisch artikuliert – man versetze sich hierzu gedanklich in das oststeirische Hügelland, in ein Dorf irgendwo zwischen Gschmaier und Takern II –, in etwa so anhören könnte: „Hiatz is ma ungfah die Müch auskumman.“

Auch ein Satz wie „I bin ungfah bei dir aungstraft“ könnte einem da begegnen. Was zugezogene Personen, die es in ein solches Dorf verschlagen hat – oder auch nach, seien wir ehrlich, Graz –, regelmäßig zum Rätseln bringt: Wie kann man bitte „ungefähr“ bei jemandem anstreifen? Ist das jetzt passiert oder nicht?

Ist es – nur kann halt keiner was dafür. Das im steirischen (und, wie ich hörte, auch im burgenländischen) Dialekt so schön aus dem Mund purzelnde Wort „ungfah“ heißt nämlich: unabsichtlich. Und es reiht sich in eine Liste von Begriffen, die im Dialekt etwas ganz anderes heißen können als in der Hochsprache. Manchmal sogar das Gegenteil. Eine Ärztin, die in die Oststeiermark gezogen war, erzählte, wie einige Patienten auf ihre Diagnosen reagierten: „Sie haben eine Lungenentzündung.“ – „Ja, des han i ma scho ghofft.“ Womit sie nicht meinten, dass sie sich das erhofft hatten, sondern dass sie es sich schon gedacht, es gar befürchtet hatten.

Der Ausspruch „Oft geh i zum Buschenschank“ sagt nicht unbedingt etwas über die Häufigkeit der Besuche aus: „Oft“ heißt dann oder später. Und wenn eine Person am Land von besonders saftigen Ananas aus ihrem Garten erzählt, dann spricht sie womöglich von Erdbeeren. Das ist übrigens bis nach Bayern verbreitet. Wie wohl auch das Wort dafür, was manchen zwischen Kinn und Hals wächst: ein Goda. Steirisch gebellt: Gouda. (Nicht zu verwechseln mit dem Käse!) So einer kann sich schon ansetzen, wenn man sich zu viele Ananasknödeln einverleibt. Was „ungfah“ schnell passieren kann …

E-Mails an: katrin.nussmayr@diepresse.com

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