Luftfahrt

Teures Kerosin und Boeing-Ärger quälen Ryanair

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Der Billigfluganbieter stutzte seine Gewinnerwartungen für 2023/24 von „bis zu 2,05“ auf „1,85 bis 1,95 Milliarden Euro“.

Deutlich gestiegene Treibstoffkosten und die Probleme beim Flugzeugbauer Boeing trüben die Aussichten von Europas größtem Billigflieger Ryanair. Für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 bis Ende März erwartet Konzernchef Michael O'Leary noch einen Gewinn von 1,85 bis 1,95 Milliarden Euro, wie der Konzern am Montag in Dublin mitteilte. Bisher hatte er bis zu 2,05 Milliarden Euro erwartet. Zudem gefährdet der gestoppte Produktionsausbau bei Boeing die Wachstumspläne der irischen Airline.

An der Börse in Dublin kamen die Nachrichten schlecht an: Am Vormittag ging es für die Ryanair-Aktie um 2,5 Prozent abwärts. Konkurrentin Easyjet hatte erst vor wenigen Tagen von einer verbesserten Geschäftsentwicklung berichtet, schrieb im Gegensatz zu den Iren im abgelaufenen Quartal jedoch weiterhin rote Zahlen.

Mehr Gäste, mehr Ausgaben

Ryanair verdiente im Weihnachtsquartal bis Ende Dezember 15 Millionen Euro und damit um rund 93 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Denn die Ausgaben für Kerosin stiegen um mehr als ein Drittel, und nach neuen Tarifabschlüssen in mehreren Ländern schlugen auch die Gehälter der Piloten bei der Gesellschaft teurer zu Buche.

Zwar zählte die Gesellschaft 41,4 Millionen Fluggäste und damit um sieben Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg dank höherer Ticketpreise sogar um 17 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Allerdings hatten große Buchungsplattformen wie Booking.com Anfang Dezember Ryanair-Flüge aus dem Programm genommen, und die Airline senkte daraufhin ihre Ticketpreise für die restlichen Wochen des Quartals und darüber hinaus.

Zwist mit Buchungsplattformen

Ryanair hatte immer wieder öffentlich gegen verschiedene Buchungsplattformen gewettert und ihnen vorgeworfen, von ihren Kunden höhere Extragebühren zu verlangen. Nach Beschwerden von Verbraucherorganisationen und einem irischen Gerichtsurteil zur automatischen Übernahme von Flugdaten von der Ryanair-Webseite stellten die Plattformen die Ticketvermittlung ein.

Die Fluggesellschaft betrachtet diese Entwicklung grundsätzlich als erwünscht - muss mit der Umstellung aber erst einmal klarkommen. Zudem vereinbarte sie vor wenigen Tagen eine Kooperation mit einer Online-Buchungsplattform zum Ticketvertrieb. Das dürfte jedoch nicht ausreichen, um die Flugzeuge im laufenden Quartal so gut zu füllen wie ursprünglich geplant.

In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahrs verdiente Ryanair knapp 2,2 Milliarden Euro und damit eineinhalbmal so viel wie ein Jahr zuvor. Für das saisontypisch schwache vierte Geschäftsquartal bis Ende März rechnet die Konzernspitze jedoch mit roten Zahlen, sodass für das Gesamtjahr höchstens 1,95 Milliarden Euro Gewinn herauskommen dürften.

Unsichere Boeing Auslieferungen

Unterdessen fürchtet O'Leary, dass Boeing bis zum Sommer noch weniger neue Flugzeuge liefern kann als gedacht. Derzeit geht der Manager davon aus, dass Ryanair Ende Juni 174 Jets vom Typ 737 Max zur Verfügung hat - um 50 mehr als vergangenen Sommer, aber um 7 weniger als vereinbart. Zudem bestehe das Risiko, dass sich Auslieferungen weiter verzögern. Denn nach einem Beinahe-Unglück einer 737-9 Max von Alaska Airlines darf Boeing die Produktion der Max-Reihe nicht wie geplant ausweiten.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA ermittelt inzwischen gegen den Hersteller und will zunächst die Produktion und die Qualitätskontrollen unter die Lupe nehmen. Bei dem Zwischenfall Anfang Jänner war aus dem Jet von Alaska Airlines im Flug ein Rumpfteil herausgebrochen, das bei dieser Variante des Jets einen nicht benötigten Notausgang verschließt. Ryanair hat aus der Max-Reihe nur die kürzere Variante in der Flotte, und zwar in der Variante Billigfliegerversion 737-8200 Max. Das fragliche Bauteil gibt es bei diesen Jets nicht. Der von der FAA verhängte Stopp des Produktionsausbaus gilt jedoch für die gesamte 737-Max-Reihe. (APA/dpa-AFX)

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