Insolvenzen

KaDeWe Group flüchtet vor hohen Mieten in die Insolvenz

IMAGO/Stefan Zeitz
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Die KaDeWe Group, zu der auch das Wiener Lamarr gehört, will sich mit einer Insolvenz in Eigenverwaltung von aus ihrer Sicht überhöhten Mietlasten befreien. Diese seien innerhalb weniger Jahre um fast 37 Prozent gestiegen.

In der schwer angeschlagenen Signa-Gruppe des Tirolers Rene Benko hat es am Montag neuerlich eine Großpleite gegeben, die schon erwartet wurde. Die deutsche Handelsfirma KaDeWe Group mit den Nobel-Kaufhäusern KaDeWe in Berlin, Oberpollinger in München und Alsterhaus in Hamburg hat Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Berlin Charlottenburg habe dem Insolvenzantrag bereits stattgegeben und den Rechtsanwalt Christian Graf Brockdorff zum vorläufigen Sachwalter bestellt, teilte das Unternehmen weiter mit. Der Betrieb der Häuser läuft aber weiter, so das Unternehmen laut deutschen Nachrichtenagenturen. In Wien steht vom geplanten Kaufhaus Lamarr bisher erst der Rohbau.

Die KaDeWe Group wolle nun in dem Verfahren in Eigenverwaltung ihre Zukunft sichern, die Warenhäuser blieben geöffnet. Hintergrund des Antrags seien „exorbitant hohe Mieten“ für die Warenhaus-Immobilien. Diese machten ungeachtet von Rekord-Umsätzen „ein nachhaltig ertragreiches Wirtschaften nahezu unmöglich“. Das solle sich ändern. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass es gemeinsam mit der Geschäftsführung gelingen wird, die Gruppe erfolgreich fortzuführen“, sagte Sachwalter Brockdorff.

Geschäft „vor Miete“ profitabel

„Ziel ist es, die KaDeWe Group zu schützen“, sagte der Chef der Gruppe, Michael Peterseim. „Wir lassen Altlasten hinter uns und streifen vor allem die hohen Mietlasten für unsere Häuser ab“, fügte er hinzu. Diese haben sich zum Hemmschuh für die drei Warenhäuser entwickelt. Die KaDeWe Group habe 2022/23 mit Erlösen von knapp 728 Millionen Euro das umsatzstärkste Geschäftsjahr ihrer Geschichte verzeichnet. „Vor Miete“ sei das Geschäft deutlich profitabel – „nach Miete“ jedoch nicht, hieß es weiter. Die Mieten seien im Vergleich zum Geschäftsjahr 2018/19 etwa um fast 37 Prozent gestiegen. In den nächsten Jahren sollten sie weiter anziehen. „Zahlreiche Gespräche mit dem Vermieter haben daran nichts geändert, auch die Insolvenzen bei der Signa leider nicht“, beklagte Peterseim. In einer Neuaufstellung stecke nun „eine große Chance, das Unternehmen auf viele Jahre hin erfolgreich auszurichten.

Die Signa Gruppe des Tiroler Investors Rene Benko hält 49,9 Prozent der Anteile an der KaDeWe Group, die auf den Handel spezialisierte Central Group aus Thailand 50,1 Prozent. Neben dem Berliner KaDeWe sind auch das Oberpollinger in München und das Hamburger Alsterhaus Teil der Gruppe, die rund 1700 Menschen beschäftigt. Die Immobilien der Kaufhäuser in besten Innenstadt-Lagen gehören den Angaben zufolge Signa. Teil von Benkos zerfallendem Reich ist auch der deutsche Warenhausriese Galeria, der ebenfalls Insolvenz angemeldet hatte. Auch Galeria hatte überhöhte Mieten beklagt. Zahlreiche Warenhaus-Immobilien gehören ebenfalls der Signa Benkos.

Central Group hält sich noch bedeckt

Die Central Group hatte zusammen mit Signa auch die Globus-Warenhäuser in der Schweiz und die britische Kette Selfridges übernommen. Bei Selfridges hatte die Central Group, die einer Milliardärsfamilie mit breiter Einzelhandelsexpertise gehört, im vergangenen November die Kontrolle übernommen. Branchenexperten erwarten, dass die Central Group nach den deutschen Luxus- Warenhäusern greifen könnte. Auch bei der Schweizer Globus wird diese Möglichkeit durchgespielt. Von der Central Group war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Zu Benkos Luxus-Kaufhäusern gehört auch das Bau befindliche Lamarr-Kaufhaus in Wien. Nach einem Bericht der „Salzburger Nachrichten“ könnte die österreichische Supermarktkette Spar dieses Kaufhaus ins Visier nehmen.

Die im Einzelhandel und vor allem aber im Immobiliengeschäft tätige Signa hat die größte Pleite der österreichischen Wirtschaftsgeschichte hingelegt. Die Gläubiger der insolventen Holding haben Forderungen von insgesamt gut 8,6 Milliarden Euro angemeldet. Signa war das bisher größte Opfer der Immobilienkrise in Europa. Dem Immobilienriesen machten unter anderem steigende Zinsen und Baukosten sowie die nahezu zum Erliegen gekommenen Transaktionen auf dem Immobilienmarkt zu schaffen. (APA/Reuters)

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