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Florenz als „Hure“? Kritik an deutscher Museumdirektorin

Als „Herrin Davids“ gilt Cecilie Hollberg, denn wichtigstes Exponat des von ihr geführten Museums in Michelangelos Statue
Als „Herrin Davids“ gilt Cecilie Hollberg, denn wichtigstes Exponat des von ihr geführten Museums in Michelangelos StatueAleandro Biagianti / AGF/Aleandr
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„Wenn eine Stadt erst einmal zur Hure geworden ist, ist es für sie schwierig, wieder Jungfrau zu werden“, sagte Cecilie Hollberg über den Massentourismus in Florenz. Nun muss sie zurückrudern.

Rund 380.000-Einwohner hat italienische Städtchen Florenz, mehr als fünf Millionen Touristen kommen pro Jahr in die einstige Hochburg der Renaissance. Den Massentourismus sehen viele kritisch, darunter auch die deutsche Museumsdirektorin Cecilie Hollberg, Chefin der Galleria dell‘Accademia in Florenz, die etwa Michelangelos David beherbergt. Doch Hollberg vergriff sich bei ihrer Kritik am Ton, was ihr nun mächtig Ärger einhandelt. „Wenn eine Stadt erst einmal zur Hure geworden ist, ist es für sie schwierig, wieder Jungfrau zu werden“, hatte die Museumsdirektorin am Montag bei einer Pressekonferenz gesagt. „Wenn jetzt nicht die absolute Bremse gezogen wird, gibt es keine Hoffnung mehr.“

Später entschuldigte sie sich. Die Aufregung ist aber weiterhin groß. Der Kulturminister der Rechts-Regierung in Rom, Gennaro Sangiuliano, bezeichnete die Äußerungen als Beleidigung für ganz Italien. Zudem kündigte er an, „alle geeigneten Initiativen“ zu prüfen. Der frühere linke italienische Ministerpräsident Matteo Renzi – ehemals Bürgermeister von Florenz – brachte auch einen Rücktritt ins Gespräch.

»Mir liegt es fern, irgendjemanden beleidigen zu wollen – und schon gar nicht die Florentiner.«

Cecilie Hollberg

Direktorin Galleria dell‘Accademia

Hollberg hatte am Montag in einer Pressekonferenz vor Journalisten des Weiteren auch gesagt: „Florenz ist sehr schön. Ich hätte gern, dass es wieder an seine Bewohner geht und nicht vom Tourismus zerquetscht wird.“ Es sei aber schon zu spät. Später ließ sie eine Erklärung verbreiten, sie liebe die Stadt und habe die „falschen Wörter“ verwendet. Dem Sender Rai sagte sie: „Mir liegt es fern, irgendjemanden beleidigen zu wollen – und schon gar nicht die Florentiner.“ Sie habe deutlich machen wollen, dass Florenz verantwortungsvollen Tourismus betreiben müsse. (APA/dpa)

Zur Person

Die Historikerin Cecilie Hollberg, geboren 1967, steht seit 2015 an der Spitze des Museums. Frühere berufliche Stationen der 57-Jährigen waren unter anderem Dresden, Hannover und Braunschweig. Bis Ende vergangenen Jahres leitete in Florenz auch der deutsche Kunsthistoriker Eike Schmidt das Uffizien-Museum. Inzwischen ist er als Museumsdirektor nach Neapel gewechselt. Spekuliert wird, dass Schmidt bei den bevorstehenden Kommunalwahlen für die Mitte-Rechts-Lager als Kandidat fürs Bürgermeisteramt antreten könnte.

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