Wirtschaftskriminalität

Wirecard-Zeuge Klestil: „Die Suppe war zu dünn“

Fahndungsfotos von Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek.
Fahndungsfotos von Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek.Imago
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Laut Ex-Aufsichtsrat Stefan Klestil gab es zu wenig Indizien, um den ehemaligen und inzwischen flüchtigen Chef der bankrotten Wirecard, Jan Marsalek, zu entlassen. Überhaupt sei die Kontrolle im Aufsichtsrat nicht so leicht gewesen.

München. In den Monaten vor der Wirecard-Pleite konnte sich der Aufsichtsrat nicht zu einer Entlassung des im Zentrum der Vorwürfe stehenden Vorstands und Österreichers Jan Marsalek durchringen. Das sagte der damalige Vize-Aufsichtsratsvorsitzende Stefan Klestil am Mittwoch als Zeuge im Münchner Wirecard-Prozess. „Das ist immer wieder diskutiert und überlegt worden“, so der österreichische Unternehmer. Doch reichten die Indizien nach seinen Worten nicht aus. „Wir sind immer wieder zu dem Schluss gekommen, dass die Suppe zu dünn ist.“ So bestand die Sorge, dass der Konzern einen arbeitsrechtliche Streit mit Marsalek verlieren könnte.

Wirecard brach im Sommer 2020 zusammen. Marsalek ist seither untergetaucht. Vor Gericht stehen seit Ende 2022 der frühere österreichische Vorstandschef Markus Braun, ein weiterer Ex-Manager und der ehemalige Chefbuchhalter. Hauptvorwurf ist gewerbsmäßiger Bandenbetrug. Es sollen Scheingeschäfte in Milliardenhöhe erfunden worden sein. Braun bestreitet das.

Klestil stellte dem früheren Vorstandschef einerseits ein gutes Zeugnis aus: „Da gab es ein tiefes Vertrauen der institutionellen Investoren gegenüber Braun.“ Andererseits berichtete auch Klestil, dass die Kontrolle im Aufsichtsrat schwierig war, weil der Vorstand Informationen spät lieferte und Entscheidungen sehr kurzfristig getroffen werden mussten. Klestil begründete das damit, dass Wirecard sehr schnell gewachsen sei. (Apa/Dpa)

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