Pizzicato

Die kleine Morgensonne

Glabst net a Du, des war a langa koada Winta.
Glabst net a Du, es war scho fui zlang net mehr warm (@ S.T.S.). Foto aufgenommen beim Nullarbor Roadhouse, South Australia.
Glabst net a Du, des war a langa koada Winta. Glabst net a Du, es war scho fui zlang net mehr warm (@ S.T.S.). Foto aufgenommen beim Nullarbor Roadhouse, South Australia.Greber
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Wie man am frühen Morgen in vier Sekunden vom Grant erleichtert werden kann, wenn man nur Augen hat, um zu sehen.

Die Sonne war kurz nach sieben noch von den Häusern und Bäumen und zusätzlich von einer dunklen Wolkenbank großteils verdeckt, ich war übel gelaunt und ging den feuchtgrauen Gehsteig entlang, um kalte Morgenluft zu atmen und zu granteln. Man findet ja immer leicht etwas zum Granteln, man sollte nicht aktiv danach suchen, es gibt leider solche Leute, ganz viele sogar, die Armen, aber manchmal springt’s dich halt einfach aus einer Ecke heraus oder messerhaft von hinten an.

Ich glaub, ich hab säuerlich vor mich hin geredet, jedenfalls kommt da ein kleines Mädchen im Volksschulalter entgegen. Dick eingepackt. Und lächelt mich an. Ich schau weg, schau sie wieder an. Sie lächelt. Ich schau auf den Gehsteig, schau wieder hin. Sie grinst mich direkt an. Ich schau die vorbeifahrenden Autos an, schau wieder hin. Jetzt grinst sie mich so richtig breit an, und ihre Augen, deren Farbe sich nicht enthüllen will, leuchten. Dann gehen wir aneinander vorbei. Ich mein, manchmal wirkt halt jeder komisch oder sieht aus wie ein Kasperl, ein Krokodil oder ein Fengg, das wird’s wohl gewesen sein, har har!

Diese Szene hat vielleicht vier Sekunden gedauert. Motoren tönten und die orange Morgensonne war immer noch großteils verdeckt, aber soeben war da eine kleine Sonne an mir vorbeigegangen, hatte die große da hinten im Osten überstrahlt, und es ging mir plötzlich wieder ziemlich gut. (wg)

Reaktionen an: wolfgang.greber@diepresse.com

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