Kulturgeschichte

Küss mich! Und erkläre mir bitte, warum

Es bleibt ein Rätsel: René Magritte, „Die Liebenden“ von 1928 (Ausschnitt).
Es bleibt ein Rätsel: René Magritte, „Die Liebenden“ von 1928 (Ausschnitt).Charly Herscovici/VBK Wien
  • Drucken

Intimität, aber kein Sex, von niemandem zu erzwingen und ein Wettbewerbsvorteil des Christentums: In „Küssen“ erkundet Hektor Haarkötter die Rätsel der „einzigen Tätigkeit, die ausschließlich zu zweit möglich ist“.

Da war doch diese „Kussaffäre“: Der Chef des spanischen Fußballverbands, Luis Rubiales, küsste die Spielerin Jenni Hermoso auf den Mund, ohne dass sie das wollte. Er musste zurücktreten. Aber schon lang vor MeToo, schon im Römischen Recht, grübelten Juristen über „geraubte Küsse“. Genauer, nach dem Titel einer Studie aus der Ära der Aufklärung, über „das Recht des Frauenzimmers gegen eine Mannsperson, die es wider seinen Willen küsst“. Aber ging es beim Eklat im vorigen Jahr wirklich um einen Kuss?

Nein, meint Hektor Haarkötter, Autor des jüngst erschienenen Buches „Küsse“. Rubiales habe der Fußballerin nur seinen Mund ins Gesicht gedrückt. Ein richtiger Kuss funktioniere „nie mit Gewalt“. Anders als Geschlechtsverkehr, der sich erzwingen lässt, komme intimes Küssen nur „in vollendeter Symmetrie“ zustande, in „echter Gleichberechtigung“. So sei der Kuss „die egalitärste Form des körperlichen Austausches“. Eine Form von Kommunikation – und damit ein Fall für Haarkötter, der an der Uni Bonn Kommunikationswissenschaft lehrt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.