Nahost-Konflikt

Getötet, verletzt, geflohen: 17.000 Kinder laut UNICEF im Gazastreifen ohne Familie

Kinder auf der Flucht im Gazastreifen.
Kinder auf der Flucht im Gazastreifen.Reuters / Saleh Salem
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Viele Kinder im umkämpften Gazastreifen müssten ohne Eltern oder Geschwister leben, so das UN-Kinderhilfswerk. Bei einigen wisse man nicht, zu wem sie gehörten. Sie seien entweder zu klein oder könnten aufgrund des Schocks ihren Namen nicht sagen.

Im Gazastreifen leben nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks UNICEF Schätzungen zufolge rund 17.000 Kinder und Jugendliche ohne ihre Eltern oder Geschwister. Ihre Eltern wurden entweder getötet, verletzt oder sie befinden sich an einem anderen Ort, wie der für die Region zuständige UNICEF-Sprecher Jonathan Crickx am Freitag sagte. Er sprach über Video-Link aus Jerusalem zu Medienvertretern in Genf.

Bei manchen Kindern wisse man nicht, zu wem sie gehörten. Sie seien noch zu klein oder stünden so unter Schock, dass sie ihren Namen nicht sagen könnten. UNICEF setze alles daran, ihre Identität zu klären und sie zu Verwandten zu bringen.

Großfamilien können sich nicht um betroffene Kinder kümmern

Crickx berichtete von einer Elfjährigen, deren Mutter, Vater, ein Bruder und zwei Schwestern im Dezember bei einem Angriff getötet wurden. Sie wurde demnach dabei verletzt und ihr Bein musste amputiert werden. Eine Tante kümmere sich um die Kleine. Zwei verwandte Sechs- und Vierjährige hätten Anfang Dezember beide praktisch ihre ganze Familie verloren. Die Vierjährige stehe völlig unter Schock. Ihre Mobilität sei zudem sehr eingeschränkt und es gebe keine Unterstützung, um ihr zu helfen.

Normalerweise kümmere sich in Konfliktsituation oft die Großfamilie um kleine Kinder ihrer Angehörigen, sagte Crickx. Das sei im Gazastreifen schwierig, weil viele vertrieben wurden und mangels Wasser und Nahrungsmitteln es kaum schafften, ihre eigenen Kinder durchzubringen.

„Sie leiden, wie kein Kind leiden sollte“

„Die mentale Gesundheit der palästinensischen Kinder ist schwer beeinträchtigt“, sagte er. „Sie haben Symptome wie extreme starke anhaltende Angstzustände, Appetitverlust, können nicht schlafen, brausen emotional manchmal auf oder geraten jedes Mal in Panik, wenn sie eine Bombe hören.“ UNICEF habe zusammen mit Partnern für 40.000 Kinder und 10.000 Betreuungspersonen psychosoziale Unterstützung organisiert. Wahrscheinlich brauchten dies aber alle Minderjährigen - mehr als eine Million.

„Diese Kinder haben nichts mit dem Konflikt zu tun“, sagte Crickx. „Und trotzdem leiden sie, wie kein Kind leiden sollte. Kein Kind sollte je solcher Gewalt ausgesetzt werden wie am 7. Oktober oder solcher Gewalt, wie wir sie seitdem gesehen haben.“ Am 7. Oktober waren Terroristen aus dem Gazastreifen in Israel eingefallen und hatten rund 1.200 Menschen getötet, darunter auch Minderjährige. Israel reagierte mit einer massiven Militäroperation im Gazastreifen. (APA/dpa)

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