Lyrik, eine Orchideenkunst für Literaturprofessoren? Nicht im Netz. Dort bringt in sozialen Medien gefeierte „Instapoesie“ sogar eigene Stars hervor. Warum das Genre Traditionalisten auf die Palme treibt – und besser ist als sein Ruf.
Ist Lyrik tot? Das behauptet Matthew Walter in einem Gastkommentar in der „New York Times“. Er sei beileibe nicht der Erste, der dieses Urteil fällt, so der Kulturjournalist – aber inzwischen sei es gerechtfertigt. Die „Umstände des modernen Lebens“ hätten uns der „natürlichen Welt“ entfremdet, die Mysterien des Seins entzaubert. Der poetische Blick könne sich unter diesen Bedingungen nicht entfalten, seine Beobachtungen ließen sich nicht vermitteln. Lyrik sei den meisten von uns unzugänglich geworden.