Nahost

Dreistufen-Plan durchgesickert: Was die Hamas für einen Geiseldeal fordert

US-Außenminister Antony Blinken auf seiner fünften Nahost-Tour seit Kriegsbeginn. Tel Aviv ist am Mittwoch die vierte Station.
US-Außenminister Antony Blinken auf seiner fünften Nahost-Tour seit Kriegsbeginn. Tel Aviv ist am Mittwoch die vierte Station. APA / AFP / Mark Schiefelbein
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Der Austausch zwischen Geiseln und palästinensischen Gefangenen soll sich in drei Etappen zu je 45 Tagen vollziehen. Zugleich sollen israelische Truppen aus dem Gazastreifen abziehen - für Israel inakzeptabel. Auch ein neues Protokoll für den Zugang zum Tempelberg fordert die Hamas.

Zum Israel-Besuch des US-Außenministers Antony Blinken am Mittwoch ist der Plan für einen neuen Geiseldeal nach Vorstellungen der radikal-islamischen Hamas durchgesickert. Die Terrororganisation Hamas schlägt eine Waffenruhe von 135 Tagen im Gazastreifen vor und reagiert damit auf einen Plan der Vermittler aus Katar und Ägypten. In drei Phasen von jeweils 45 Tagen sollen demnach alle verbliebenen Geiseln im Gegenzug für die Entlassung palästinensischer Gefangener freikommen.

Zudem soll das israelische Militär abziehen und eine Vereinbarung zur Beendigung des seit Anfang Oktober währenden Krieges erzielt werden - für Israel ist dies freilich nicht akzeptabel. Premier Benjamin Netanjahu hat mehrfach von „roten Linien“ für seine Regierung gesprochen und einen Abzug der Truppen ausgeschlossen.

Nahost-Mission Blinkens

Die Hamas hat ihre Vorschläge im Zuge intensiver diplomatischer Bemühungen um eine anhaltende Waffenruhe und mehr Hilfe für die Zivilbevölkerung vorgelegt. Blinken hatte im Rahmen seiner jüngsten und fünften Nahost-Mission die Vermittler aus Katar und Ägypten zu Gesprächen getroffen, zudem war er auch in mit dem saudischen Kronprinz Mohammed bin Salman in Riad zusammengekommen.

Die diplomatischen Bemühungen zielen im Kern auf eine längere Waffenruhe und die Freilassung der von der Hamas und dem Islamischen Dschihad festgehaltenen Geiseln ab. Bis dato gab es nur eine einwöchige Waffenruhe Mitte November.

Zuerst Frauen und Kinder

Die erste Phase des Hamas-Plans sieht indirekte Gespräche mit Israel vor. Deren Ziel sei das Ende des Militäreinsatzes und die Wiederherstellung der Ruhe. Zudem sollen Krankenhäuser und Flüchtlingslager im Gazastreifen wiederaufgebaut werden. Die israelischen Truppen sollen aus den besiedelten Gebieten abgezogen werden, heißt es in dem Papier. Alle weiblichen Geiseln, männliche Geiseln unter 19 Jahren, sowie kranke und ältere Menschen sollen freigelassen werden. Im Gegenzug sollen palästinensische Frauen und Kinder aus israelischen Haftanstalten entlassen werden.

Mit der Umsetzung der zweiten Phase soll erst begonnen werden, wenn beide Seiten indirekte Gespräche über die Voraussetzungen abgeschlossen hätten. Danach sollen alle übrigen männlichen Geiseln freigelassen werden. Das israelische Militär soll komplett aus dem Gazastreifen abgezogen werden.

Mindestens 31 Geiseln sind tot

In einer dritten Phase sollen Tote und die sterblichen Überreste Getöteter ausgetauscht werden. Die israelische Armee hat indessen am Dienstagabend auch offiziell erklärt, dass 31 Geiseln in der Gewalt der Hamas bereits tot. Insgesamt könnten sogar bis zu 50 der 136 Geiseln schon ums Leben gekommen sein. Bei der ersten Feuerpause im November hatte die Hamas 110 Geiseln freigelassen.

Zugang für Juden zum Tempelberg nur mit Koordination mit Islam-Behörde

Noch eine weitere Forderung dürfte die Hamas gestellt haben, berichtet die Zeitung „Haaretz“ laut Kathpress unter Berufung auf eine politische Quelle aus dem Umkreis der Verhandlungen. Demnach soll Juden der Besuch der heiligen Stätte ohne Koordination mit der islamischen Waqf-Behörde künftig untersagt sein.

Die Terrororganisation fordert damit eine Rückkehr zu den Besuchsregeln erzielen, die bis zum Beginn der Zweiten Intifada im September 2000 galten. Damals mussten Besuche mit der Waqf-Behörde abgestimmt werden. Mit dem zweiten Palästinenseraufstand wurde der Komplex zunächst für jüdische Besucher geschlossen. Seit 2003 können Juden die Stätte ohne vorherige Koordinierung besuchen. Der geltende Status Quo gestattet Nicht-Muslimen den Besuch, das öffentliche Gebet auf dem Tempelberg, arabisch Haram al-Sharif, ist Muslimen vorbehalten.

(APA/Reuters)

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