Vom Aufwachsen in der Kärntner Provinz zwischen Himbeerkracherl und Buberlpartie erzählt Julia Jost in ihrem Debüt „Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht“. Ein Paradebeispiel der neuen österreichischen Anti-Heimatliteratur.
Ganz Kärnten erscheint in diesem Buch in Zuckerlrosa. Warum? Weil die elfjährige Erzählerin hier durch ein Himbeerkracherl hindurch auf die Welt schaut. In einem Bundesland, in dem schon einmal die Sonne vom Himmel gefallen ist, vermag uns das nicht zu überraschen. Wir treffen das Mädchen im Jahr 1994 unter einem Lastwagen an. Von diesem Versteck aus schaut es den Eltern und deren Hilfskräften zu, wie diese das bisherige Wohnhaus der Familie ausräumen und Berge aus Möbeln, Kartons und losen Einzelteilen verladen.
Es ist der Gratschbacher Hof, der hier leer geräumt wird. Ein Wirtshaus in einer Gegend, die dort angesiedelt ist, wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht. Erst seit Kurzem trägt die Gegend den Namen Schakaltal. Auch diese Bezeichnung hat in der Kinderwelt eine Geschichte, die sofort lossprudelt, sobald man den Namen nennt. Genau das ist hier das Erzählprinzip. Jede einzelne Erinnerung löst in der jungen Erzählerin umgehend größere Zusammenhänge aus. Selbst dann, wenn eine überbordende Fantasie sich ihrer ermächtigt, scheinen die Geschichten hier nicht erfunden, sondern real in der Gegend versteckt.