Gewalt

Wiener Lehrer fordern Sicherheitspersonal an Schulen

Die Zahl der Suspendierungen ist stark gestiegen.
Die Zahl der Suspendierungen ist stark gestiegen.Die Presse/Clemens Fabry
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Die Situation an Schulen sei prekär, Gewalttaten würden zunehmen, so Gewerkschaftschef Thomas Krebs. Er pocht auf neue Maßnahmen. Bildungsstadtrat Wiederkehr hält von Securitys nur wenig.

Eine „Welle der Gewalttaten“ würde Wiens Schulen überfluten. Das sagt Thomas Krebs, Chef der Wien Pflichtschullehrergewerkschaft fcg. Er drängt deshalb in einer Aussendung auf zusätzliche Maßnahmen. Unter anderem: Sicherheitspersonal an den Schulen.

„Wir brauchen massive Unterstützung. Die aktuelle Situation sei „prekär“. Morddrohungen seien nur die Spitze des Eisbergs. Lehrerinnen und Lehrer würden wüst beschimpft und Schüler drohen, die Schule niederzubrennen, sagt Krebs: „Dass das keine Einzelfälle sind, beweisen die zahlreichen Gespräche, die ich täglich mit den betroffenen KollegInnen führe.“

Verdopplung bei Suspendierungen

Die Zahlen scheinen Krebs recht zu geben. So hat sich die Zahl der Suspendierungen in Österreich binnen fünf Jahren verdoppelt auf 2000 Fälle. Die meisten davon, 800 Fälle, trugen sich in Wien zu. Das hat das Bildungsministerium in einer Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage kurz vor den Semesterferien mitgeteilt.

Eine Suspendierung erfolgt, wenn das Verhalten eines Schülers „eine dauernde Gefährdung von Mitschülern oder anderer an der Schule tätigen Personen hinsichtlich ihrer Sittlichkeit, körperlichen Sicherheit oder ihres Eigentums darstellt“.

Die Bildungsdirektion erklärt sich den Anstieg vor allem damit, dass die Schulen stärker sensibilisiert sind. Die Lehrergewerkschaft hingegen schlägt Alarm. Krebs appelliert an Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) und Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), die Schulen nicht alleine zu lassen.

Sandsack gegen Tsunami

Bisher gesetzte Maßnahmen, wie Seminare und Projekte an einzelnen Standorten, seien zu wenig. Das sei so, „als würde man mit einer Sandsack-Barriere eine Tsunami-Flutwelle aufhalten wollen“, meint Krebs. Stattdessen brauche es „effiziente Dämme“. Krebs spricht dabei von Maßnahmen, die bei Eskalationen sofort für Schutz sorgen. Ihm schwebt etwa ein Sicherheitspersonal vor, das Schulen laufend betreue. Er fordert auch, dass Schüler, die andere wiederholt gefährden, am Eingang kontrolliert werden sollen.

Der Gewerkschafter pocht auch darauf, dass Schüler auch nach ihrer Suspendierung separat betreut werden – und zwar so lange, bis sie wieder eine Regelklasse besuchen können. Lehrer bräuchten außerdem eine kostenlose psychologische Begleitung.

Wiederkehr von Securitys „nicht überzeugt“

„Von Securitys an Wiener Schulen, Zutrittskontrollen oder Metalldetektoren sind wir nicht überzeugt“, heißt es aus dem Büro von Bildungsstadtrat Wiederkehr (Neos). „Denn einerseits ist die rechtliche Handhabe unklar und andererseits können Securities die dahinterliegenden Probleme nicht lösen.“ Wichtig sei ein gezieltes Investment in Prävention und Aufklärung, „und das machen wir in Wien“.

Grundsätzlich ist man manchen Verschärfungen aber nicht abgeneigt. Bei Suspendierungen würden seit Kurzem verpflichtende Gespräche mit der Schulsozialarbeit vorgesehen. Werden diese Gespräche nicht wahrgenommen, wird die Kinder- und Jugendhilfe eingeschaltet. „Verwaltungsstrafen wären in diesem Zusammenhang ebenfalls zielführend, hierfür fehlt allerdings eine bundesgesetzliche Grundlage“, heißt es.

Gewalttrainings und Time-Out

Zudem geplant sei unter anderem die Aufstockung von Gewalttrainings und die Stärkung von Time-Out-Möglichkeiten im Bedarfsfall – das bedeutet, dass Schüler aus der Klasse genommen werden. Die Zahl der Schulsozialarbeiter sei seit 2021 um 45 Prozent erhöht worden, darüber hinaus gebe es die Schulkooperationsteams der MA 11 und im Rahmen der Wiener Bildungschancen könnten betroffene Schulstandorte von zahlreichen Workshopangeboten und Präventionsangeboten Gebrauch machen. Diese hätten auch schon erste Erfolge gezeigt.

Wiederkehr hat aber auch (wiederholt) Forderungen an den Bund: Wien stemme den überwiegenden Teil der Integrationsherausforderungen in Österreich und werde dabei „von der Bundesregierung nicht ausreichend unterstützt. (...) Daher fordern wir den Bund auf, seine Verantwortung ebenfalls wahrzunehmen: Wir brauchen ein verpflichtendes Unterrichtsfach Demokratie und Ethik von der Volksschule an und einen bundesweiten Chancenindex.“ Bei Letzterem sollen Schulen mit größeren Herausforderungen mehr Ressourcen bekommen.(schev/beba)

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