Fünf Jahre hat Dompfarrer Toni Faber daran gearbeitet, dass Gottfried Helnwein einmal das Fastentuch entwirft. Das gelang jetzt – ein erster Augenschein.
Ein dreiteiliges Bild, ein Triptychon, hat Gottfried Helnwein dem Stephansdom als heuriges Fastentuch „für Gottes Lohn“, wie er sagt, entworfen: ganz in Violett, der Farbe, die in der katholischen Kirche für Buße und Umkehr steht. Den Hauptaltar verdeckt ein ikonisches Motiv, der angebliche Abdruck des Leichnams Christi auf dem Turiner Grabtuch. Helnwein hat ihn allerdings um 90 Grad – geht man vom Grabtuch als Querformat aus – gedreht, somit den Abstieg des Gekreuzigten in die Unterwelt andeutend. Flankiert wird das Motiv von einem klassischen Memento-Mori-Motiv: dem Totenkopf.
Für Helnwein ist das ein erstaunlich braver, sich der katholischen Ikonografie bzw. Mythologie bedienender Zugang. Im Stephansdom scheint selbst ein Helnwein lammfromm zu werden. Ein wenig mehr Provokation könnte allerdings zu Ostern erfolgen, am Karsamstag werden die Bilder ausgetauscht: Christus als Auferstandener wird am Hochaltar zu sehen sein. Allerdings nicht als jugendlicher Mann, wie üblich. Sondern als Kind.