Pizzicato

Poltern und Schenkelklopfen

Aschermittwoch und Valentinstag an einem Tag: In Passau und in Ried im Innkreis war statt Demut Demagogie angesagt.

Dass der Aschermittwoch und der Valentinstag zusammengefallen sind, ist eine Koinzidenz, die die Populisten in aller Welt nicht weiter gestört hat – insbesondere nicht im Innviertel und in Niederbayern, zwei Hochburgen der Wutbürger. Wobei auch der Osten Deutschlands ein furchtbar fruchtbarer Nährboden für den Volkszorn gegen die sogenannten Großkopferten ist.

Seit Jörg Haider zu seinen Hochzeiten Ried im Innkreis als Ort seiner Wutrede gegen „die da oben“ – gemeint sind „die da unten“ in Wien – auserkoren hat, gilt der Aschermittwoch weniger als Tag der Demut oder gar der Liebe, vielmehr als jener der Demagogie. Dass er die CSU-Veranstaltung abgekupfert hat, ist kein Geheimnis. Franz Josef Strauß stilisierte den Auftakt zur Fastenzeit zum Tag der Abrechnung gegen die „Versager“ in Bonn – selbst zu Zeiten, als die CDU-Parteifreunde und erst recht Helmut Kohl regierten.

In Passau ertönte der Bayerische Defiliermarsch mit der Parade der Gladiatoren im Bierdunst, und auf ging’s zur Attacke gegen die Grünen und vor allem die AfD unter Gegröle und Schenkelklopfen. Fehlte noch, dass CSU-Chef Markus Söder nach dem Gepolter den Segen samt Aschenkreuz erteilte. Das überließ der Protestant dem katholischen Bischof von Passau, der allen Sündern – nicht zuletzt den Politikern – Vergebung in Aussicht stellte.

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

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