Literatur

Barbara Riegers messerscharfer Roman: Acht Schritte bis zum Femizid

Meisterhaftes Geschick für die Darstellung zwischenmenschlicher Dynamiken: Barbara Rieger, geboren 1982.
Meisterhaftes Geschick für die Darstellung zwischenmenschlicher Dynamiken: Barbara Rieger, geboren 1982.Foto: Alain Barbero
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Der gefährlichste Ort für eine Frau ist das Zuhause. Von der Abwärtsspirale einer durch Gewalt und Manipulation geprägten Beziehung erzählt Barbara Rieger im Roman „Eskalationsstufen“.

Der Roman beginnt mit dem Ende: mit dem Ende einer Beziehung, mit dem Endpunkt einer Missbrauchsdynamik, mit den wahrscheinlich letzten Gedanken einer Frau. Auf dem Boden liegend, gefesselt und geknebelt, weiß die Erzählerin, Julia, dass sie die Rückkehr ihres Partners, Joe, nicht überleben wird. Dieses Bild stellt Barbara Rieger an den Anfang von „Eskalationsstufen“, und mit diesem Bild im Kopf wird in den nun folgenden Kapiteln die Beziehung von Julia und Joe von vorne aufgerollt.

Joe malt tote Frauen

In einer anderen Geschichte, einem anderen Roman, hätte das Treffen dieser beiden ein klassisches Meet Cute sein können. Eine zufällige Bekanntschaft, die Funken sprühen, man geht aufeinander zu: Bei einer Ausstellung begegnen sich Julia und Joe und sind sogleich voneinander in den Bann gezogen. Von Beginn an befindet sich die Beziehung aber auch in einer Schieflage: Joe, erfolgreicher Künstler, charismatisch, in gesicherten finanziellen Verhältnissen, immer im Zentrum der Aufmerksamkeit, und Julia, auch sie Künstlerin, aber weniger erfolgreich, mit beiden Beinen im Leben stehend, wenn auch ­etwas angestrengt von ihrem Brotjob als Deutschtrainerin und nicht besonders glücklich in einer Fernbeziehung. Julia malt Bäume, moderne Landschaftsmalerei, Joe malt tote Frauen.

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