Psychologie

Das Hochwasser geht, die psychischen Traumata bleiben

16 Prozent aller Hochwasseropfer entwickeln internationalen Studien zufolge eine posttraumatische Belastungsstörung.
16 Prozent aller Hochwasseropfer entwickeln internationalen Studien zufolge eine posttraumatische Belastungsstörung.Mike Vogl / Getty Images / AFP
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Extremwetterereignisse belasten die mentale Gesundheit. Henriette Löffler-Stastka erforscht an der Med-Uni Wien, was es braucht, damit uns der Klimawandel als „chronische Veränderungskrise“ nicht doppelt trifft.

Sie ist eine stille, eine vielfach übersehene Folge der Klimakrise: die Bedrohung der psychischen Gesundheit. Entsprechend licht erweist sich die Forschungslage in Österreich, doch der Bedarf an Studien zu den langfristigen psychischen Folgen der Erderwärmung ist groß. Darauf weist die Psychotherapieforscherin Henriette Löffler-Stastka von der Med-Uni Wien hin. Die Psychoanalytikerin und Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin versteht den Klimawandel als eine „chronische Veränderungskrise“: „Das spüren wir, und darauf müssen wir uns psychisch einstellen.“ Mit einem Mal tun sich etwa neue Grenzen auf, wenn bestimmte Güter nicht mehr leistbar sind oder die Lebensqualität auf andere Art und Weise eingeschränkt wird. „Für die Auseinandersetzung mit den Folgen, die auch die Verarbeitung von Schuld, Trauer oder Schäden beinhaltet, benötigt man manchmal Hilfestellung.“

Ältere Menschen besonders betroffen

Die stärksten Gesundheitsfolgen des Klimawandels sind in Österreich durch Hitze zu erwarten, gefolgt von Pollen und damit zusammenhängenden Allergien, Niederschlägen und Stürmen sowie durch Infektionskrankheiten, die von sich neu ansiedelnden Mücken übertragen werden. Eine immer älter werdende Bevölkerung ist zudem besonders verletzlich, weil zum einen Menschen über 60 Jahre von hohen Temperaturen mehr belastet werden und zum anderen bereits jetzt psychische Erkrankungen in dieser Altersgruppe häufiger auftreten.

Schaut man sich die schleppende Verhaltensänderung der Bevölkerung etwa hinsichtlich Verkehr oder Konsum an, lässt sich erahnen, dass sich viele der Realität des Klimawandels noch nicht stellen (müssen). „Verdrängung und ähnliche Abwehrmechanismen sind an und für sich etwas Sinnvolles“, betont Löffler-Stastka. „Und es gibt ja auch schon Umwandlungsprozesse in vielen Sektoren der Weltwirtschaft.“ An diese können man sich langsam gewöhnen. Anders verhält es sich mit abrupten Änderungen wie plötzlichen Teuerungswellen, die für manche existenzbedrohend sind, oder körperlichen Schäden durch Extremwetterereignisse. „Wenn der Körper betroffen ist, sind die gesünderen Abwehrmechanismen nicht mehr so vorhanden“, erklärt die Expertin. „Man greift zu unreiferen Abwehrmechanismen wie Spaltung, Verleugnung, Projektion oder Entwertung.“

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