FPÖ

Akademikerball: Wenn Demonstrieren zur Gewohnheit wird

Wie jedes Jahr wird die Veranstaltung auch heuer von Demonstrationen begleitet.
Wie jedes Jahr wird die Veranstaltung auch heuer von Demonstrationen begleitet.APA / APA / Max Slovencik
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Rund 2000 Menschen nahmen an dem Protestmarsch gegen den FPÖ-Ball teil. Zwischenfälle gab es keine. Zum Ball kamen einige blaue Politiker - und auch Martin Sellner.

Mistkübel sind angekettet, Polizisten säumen die Straßen, die Hofburg leuchtet blau – „Was ist denn heute los?“, fragt eine Radfahrerin Beamtinnen und Beamte, die gerade eine Absperrung in der Löwelstraße errichtet haben. „Akademikerball“, antworten sie unisono.

Es ist der Ball der Burschenschaften, organisiert von der FPÖ. Ein Termin, „an dem demonstrieren zur Gewohnheit wird“, sagt eine Rednerin bei der Abschlusskundgebung am Stephansplatz. Denn traditionell fand wieder ein Protestmarsch durch die Wiener Innenstadt statt. Organisiert hat sie die „Offensive gegen Rechts“. Rund 2000 Menschen sind gekommen.

Teppichklopfer und „Azi“

Um 16:30 ist der Ring zwischen Opern- und Schottengasse schon gesperrt. An den Haltestellen warten Menschen vergeblich auf die Straßenbahn. Vor der Universität versammeln sich die Demonstrierenden. Nach ein paar Reden setzt sich der Demozug gegen 18 Uhr in Bewegung. „Talking about the revolution“ dröhnt aus den Lautsprechern.

Die Feindbilder sind klar: Nazis, Faschismus und die FPÖ. „Faschismus steht für alles was wir hassen und gegen alles, was wir gerne wollen“, sagt ein Redner der Gewerkschaft. „Love Wine, hate facism“, steht auf einem Plakat, das auf einem Teppichklopfer festgemacht wurde, und zwei ältere Frauen, die sich „Omanzen“ nennen, tragen. Auf einigen Schildern ist „Ickl ist ein Azi“ zu lesen. „Weil die Journalisten das, was damit gemeint ist, ja nicht zeigen dürfen“, sagt dazu ein junger Mann, der die Schilder verteilt, auf Nachfrage.

Polizei überwacht „von überall“

Die Protestierenden sind relativ jung. „Da sind wir ja schon Boomer“, sagt eine Frau um die 30 zu ihrem Begleiter. Von dem Redewagen, der den Demozug anführt, werden immer wieder Sprechchöre angestimmt. „Hoch die internationale Solidarität“ oder „Ganz Wien hasst die FPÖ“. Zur Halbzeit beginnt die Stimme der jungen Frau auf dem Redewagen nachzulassen. Beirren lässt sie sich davon aber nicht. Immer wieder fordert sie auch die vielen Passanten, die das Geschehen von den Gehsteigen aus betrachten, fotografieren und filmen, auf, mitzumarschieren.

Zwischenfälle gab es keine, wie die Polizei bestätigte. Das höchste der Gefühle waren einzelne gezündete pyrotechnische Gegenstände, woraufhin sofort Mahnungen von Polizei und Redewagen kamen. Kleinere Gruppen hätten der Polizei zufolge nach der Kundgebung versucht, zum abgesperrten Bereich vorzudringen, was man verhinderte. Die Behörde stellte mehrere Identitäten fest. 900 Beamtinnen und Beamte standen im Einsatz. Am Himmel blinkten Drohnen. Überwachung „von überall“, sagt dazu ein Polizist.   

Martin Sellner kam zum Akademikerball.
Martin Sellner kam zum Akademikerball.APA / AFP / Alex Halada

Blaue Prominenz, Sellner und Lugner

Rund um die blau erleuchtete Hofburg verhängte die Polizei eine Platzsperre. Medienvertreterinnen und -vertreter durften zwar rein, mussten jedoch in sicherer Entfernung zum Eingang hinter Absperrungen und Polizisten ausharren. Tröpfchenweise fuhren Taxis vor und Ballgäste mit Hüten und Bändern stiegen aus. Auch blaue Prominenz kam. Gesichtet wurden unter anderem der dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer, Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache, der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp sowie der EU-Abgeordnete Andreas Mölzer. Auch Identitärenchef Martin Sellner tauchte auf, was bis zuletzt unsicher war.

FPÖ-Chef Herbert Kickl und Harald Vilimsky, der blaue Spitzenkandidat für die EU-Wahl in diesem Jahr, kündigten schon im Vorhinein an, nicht zu kommen. Er sei kein Ballgeher, sagte Vilimsky. Ein anderer hingegen ist als solcher berühmt in Österreich. Seinen großen Auftritt hatte er zwar schon vorige Woche. Aber auch den Akademikerball ließ Richard Lugner sich nicht entgehen.

Richard Lugner und Norbert Hofer vor der Hofburg.
Richard Lugner und Norbert Hofer vor der Hofburg.APA / APA / Tobias Steinmaurer

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