Interview.

Wiens Sucht- und Drogenkoordinator: »Problematischer Konsum durch Krisen«

Ewald Lochner ist der Geschäftsführer der Sucht- und Drogenkoordination und Koordinator für Psychiatrie der Stadt Wien.
Ewald Lochner ist der Geschäftsführer der Sucht- und Drogenkoordination und Koordinator für Psychiatrie der Stadt Wien. Clemens Fabry
  • Drucken

Wiens Sucht- und Drogenkoordinator Ewald Lochner über ein wachsendes Problem mit Suchtmittelkonsum bei Jugendlichen in Wien, über Covid als Auslöser und warum eine Drogenbeichte Jugendlicher mitunter das Beste ist, was Eltern passieren kann.

Mehr Drogentote, mehr Kokain, mehr Probleme bei sehr Jungen – davon ist in den jüngsten Drogenberichten die Rede. Wie ist denn die Lage in Wien?

Ewald Lochner: Bei den suchtgiftbezogenen Todesfällen haben wir in Wien eine stagnierende, leicht abnehmende Situation, in ganz Österreich eine leicht steigende Situation. Aber das ist nur ein Indikator, der nicht allein aussagt, wie intensiv die Problematik ist. Wir merken, dass besonders unter 25-Jährige und auch unter 30-Jährige sehr rasch und bedingt durch das krisenhafte Geschehen sehr problematische Konsumverhalten entwickeln. Da sind wir noch nicht bei Sucht, aber das ist ein großes Problem. Auch Todesfälle sind nicht immer auf langjährige Suchterkrankung zurückzuführen, das kann auch eine akute Intoxikation sein, weil jemand sehr jung ist und noch überhaupt keine Risikokompetenz entwickeln konnte.

Um welche Substanzen geht es da?

Das größte Problem ist der multiple Substanzgebrauch von Betroffenen, die relativ jung sind. Opioide sind fast immer dabei, aber auch Benzodiazepine. Wir versuchen nach Todesfällen in Zukunft ein umfassenderes Bild zu bekommen: Was war in der Zeit vor dem Tod, welche Substanzen waren im Spiel, gab es Behandlung, war die oder der Verstorbene in der Kinder- und Jugendhilfe angedockt? Ich habe jetzt eine Arbeitsgruppe einberufen, um zu schauen, wo man bei Benzodiazepinen ansetzen kann. Auch, ob es normative Änderungen bei Verschreibungen und der Form der Abgabe braucht.

Was wissen Sie bisher?

Was wir aktuell merken: Benzodiazepine sind eines der größten Probleme, also Psychopharmaka, die angstlösend wirken, beruhigen, als Schlafmittel eingesetzt werden.

Wer sind die ganz Jungen, die da einen problematischen Konsum haben?

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.