EU-Regeln

EU reißt Löcher in Apples Garten

Apple öffnet sein Gartentür, wenn auch nicht ganz freiwillig.
Apple öffnet sein Gartentür, wenn auch nicht ganz freiwillig. Imago / William Perugini
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Es ist der größte Software-Umbau in der Geschichte von Apple: von alternativen Browsern bis zum Bezahlen mit anderen Diensten als Apple Pay. Drei Buchstaben machen es möglich.

Geht es um Apple, wird oft der eingezäunte Garten als Vergleich bemüht. Das kommt nicht von ungefähr. Der US-Konzern achtet sehr genau darauf, wer oder was eingeladen wird. Apples strenge Vorgehensweise erzürnt seit Jahren Spiele-, App- und Technologie-Anbieter. Seit Jahren rechtfertigt der Konzern das mit Sicherheit, Schnelligkeit und Leistungsfähigkeit. Die Hardware und die Software sind gut aufeinander abgestimmt, und auch bei den Updates gibt es keine Verzögerungen. Anders bei Android, bei dem man sehr wohl auf das Gutdünken der Hersteller angewiesen ist, ob die neuen Versionen überhaupt noch angeboten werden und wann relevante Sicherheitsaktualisierungen gemacht werden. Auch wenn es hier bereits willkommene Gegenbewegungen gibt. Dennoch: Apple durchläuft einen großen Umbruch und daran maßgeblich beteiligt ist die Europäische Union.

Um diese zu besänftigen, wird Apples Ökosystem zur Großbaustelle. Doch der Reihe nach: Zuallererst wird es den Kunden erstmals möglich sein, Side­loads durchzuführen. Dabei handelt es sich um die Möglichkeit, Software außerhalb des App-Stores herunterzuladen. Außerdem können künftig neben dem Apple Wallet auch andere Zahlungssysteme genutzt werden. Doch nicht nur hier wird der Beschwerde von Entwicklern und Gesetzgebern Rechnung getragen. Bis jetzt war Safari der Standard-Browser, Alternativen ausgeschlossen. Auch das ändert sich mit dem Umbau.

Im März folgt das nächste große Update. Anfang der Woche stellte Apple iOS 17.3 zur Verfügung. Im März sollen die weitreichenden Änderungen mit iOS 17.4 ausgerollt werden und sind eine direkte Reaktion auf das neue EU-Gesetz mit drei Buchstaben: Digital Markets Act (DMA). Dieses legt den Tech-Riesen Beschränkungen auf, die Befugnisse der EU-Kommission als Kartellwächterin der Region werden gestärkt. Trotz des bevorstehenden Umbaus will Apple dagegen gerichtlich vorgehen.

„Apple muss eine Technologie entwickeln, die es einer App erlaubt, andere Apps zu installieren, und das birgt Risiken“, sagte Phil Schiller, langjähriger Marketingchef von Apple, der jetzt den App-Store leitet, am Donnerstag in einem Interview. „Das könnte eine große Bedrohung für die Privatsphäre, die Sicherheit und die Integrität Ihres Geräts darstellen. Deshalb setzt Apple Technologien und Richtlinien ein, um dieses Risiko zu minimieren.“

Schiller fügte hinzu, dass in einem Jahr, in dem weltweit viele Wahlen stattfinden – mit den damit verbundenen Bedrohungen durch Malware und bösartige Technologien, die im Umlauf sind – „neue Risiken für die Nutzer“ durch das Herunterladen von Apps von alternativen App-Marktplätzen entstehen könnten, die nicht den Sicherheitsstandards von Apple entsprechen.

„Fortnite“ kehrt zurück. Chef von Epic Games, Tim Sweeney, ist von den Änderungen nicht überzeugt: „Sie zwingen Entwickler, sich zwischen der Exklusivität des App-Stores und den Bedingungen des Stores zu entscheiden, was nach dem Digital Markets Act (DMA) illegal ist. Dennoch: „Fortnite“ wird wieder auf iPhones spielbar sein. Aber es wird auch künftig einen eigenen Store geben. Das Gleiche gilt übrigens auch für den Musikstreaming-Anbieter Spotify. Demnach soll es bald weitere Apps geben, worüber Produkte gekauft werden können.

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