Russland

Mehr als 150 Haftstrafen für öffentliches Gedenken an Nawalny

Bis zu zwei Wochen Gefängnis drohen, wenn Menschen sich im Gedenken an Nawalny versammeln.
Bis zu zwei Wochen Gefängnis drohen, wenn Menschen sich im Gedenken an Nawalny versammeln. Reuters / Stringer
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Mehr als 150 Personen wurden bereits zu Haftstrafen verurteilt, weil sie öffentlich dem Kremlkritiker Nawalny gedachten. Indes wächst der Druck auf die Behörden auf Herausgabe des Leichnams.

Das Putin-Regime versucht mit allen Mitteln das öffentliche Gedenken an den Alexej Nalwalny zu unterdrücken. Die Polizei ist seit dem Tod des Kreml-Kritikers im Dauereinsatz. Indes wächst der Druck auf die russischen Behörden, die Leiche an die Familie zu übergeben. Mehr als 12.000 Menschen hätten einen entsprechenden Aufruf innerhalb von 24 Stunden an das russische Ermittlungskomitee unterstützt, teilte die Bürgerrechtsplattform OWD-Info mit.

„Die Herausgabe der Leiche muss so schnell wie möglich erfolgen. Wenigstens nach seinem Tod sollte Alexej Nawalny bei seinen Angehörigen sein“, heißt es in der Erklärung. Der nach vielen Tagen in immer wieder angesetzter Einzelhaft körperlich geschwächte Nawalny war nach russischen Behördenangaben am Freitag bei einem Hofgang im Straflager bei eisigen Temperaturen zusammengebrochen. Wiederbelebungsversuche waren nach Angaben des Strafvollzugs erfolglos. Unklar ist, wo sich der Leichnam befindet. Nach Berichten der kremlkritischen „Nowaja Gaseta Europa soll dieser im Bezirkskrankenhaus der Stadt Salechard im hohen Norden Sibiriens sein.

Menschenrechtler werfen dem russischen Machtapparat Mord vor. Auch die Mitarbeiter des prominenten Anti-Korruptionskämpfers gingen davon aus, dass Nawalny gezielt getötet wurde. Weltweit gibt es Gedenkveranstaltungen für den mit 47 Jahren in Haft ums Leben gekommenen russischen Oppositionspolitiker. In Russland wurden bei verschiedenen Aktionen mehr als 400 Menschen festgenommen.

Mehr als 150 Festnahmen wegen Nawalny-Gedenken

Seit dem Tod des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny haben russische Gerichte schon mehr als 150 Menschen wegen öffentlicher Trauerbekundungen zu kurzen Haftstrafen verurteilt. Wie aus Gerichtsdokumenten hervorgeht, wurden am Samstag und Sonntag allein in St. Petersburg 154 Menschen wegen Verstößen gegen die strengen russischen Versammlungsgesetze zu bis zu zwei Wochen Haft verurteilt.

In anderen russischen Städten ergingen nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen und unabhängigen Medien einige ähnliche Urteile. Nawalny, ein prominenter Widersacher des russischen Präsidenten Wladimir Putin, war am Freitag in einem Straflager am Polarkreis im Alter von 47 Jahren plötzlich gestorben.

In vielen russischen Städten legten Menschen zum Gedenken an Nawalny Blumen an Denkmälern für Opfer politischer Repression nieder und zündeten Kerzen an. Im ganzen Land gab es am Wochenende hunderte Festnahmen, an den Gedenkorten waren Polizisten und Männer in Zivilkleidung postiert. Auf einer Brücke nahe des Kremls warfen vermummte Männer Blumen in Müllsäcke, die Menschen an einer inoffiziellen Gedenkstätte für den 2015 erschossenen Oppositionellen Boris Nemzow niedergelegt hatten. (APA/DPA/stein)

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